31 Tage Jordanien
Einen Monat lang bereisten wir Jordanien. Wir tauchten ein in Natur, Kultur und Geschichte des kleinen Königreichs und kehrten beeindruckt wieder heim. Jordanien, das ist grösstenteils Wüste. Trotzdem ist das arabische Land erstaunlich abwechslungsreich und bietet urgewaltige Felslandschaften, zerklüftete Gebirgsketten, tiefe Schluchten, Sanddünen, Strände und Korallenriffe, einen hochkonzentrierten Salzsee am tiefsten Punkt der Erdoberfläche, das fruchtbare Jordantal, antike Mosaike und Ruinenstätten, Festungen und Wüstenschlösser. Unsere persönlichen Höhepunkte decken sich mit den Hauptsehenswürdigkeiten des Landes: die zauberhafte Wüstenlandschaft Wadi Rum, die antike Felsenstadt Petra, das verblüffend salzhaltige Tote Meer sowie die mächtigen Säulen der Römerstätte Jerash. Auch Dana, As Sala und Little Petra liessen unser Herz höherschlagen, denn hier war es gut möglich, selbständig Wanderungen zu unternehmen, was wir lieben.
Jordanien grenzt an den namensgebenden Fluss Jordan, das Tote Meer und das Rote Meer und bettet sich zwischen Israel, Syrien und die riesigen Nachbarn Irak und Saudi-Arabien. Das Land ist überschaubar und mit knapp 90’000 Quadratkilometern Fläche etwa doppelt so gross wie die Schweiz. Knapp ein Drittel der zehn Millionen Einwohner lebt in der Hauptstadt Amman. Die vorherrschende und den Alltag bestimmende Religion ist der Islam. Rund 98 Prozent der Jordanier sind Muslime, trotz Religionsfreiheit, und fast jede Frau verbirgt ihre Haarpracht unter einem Kopftuch. An die lauten Gebetsaufrufe der Muezzins in aller Herrgottsfrühe haben wir uns bald gewöhnt, meistens klang der göttliche Singsang in unseren Ohren melodisch und angenehm exotisch.
«Welcome to Jordan!» So wurden wir häufig begrüsst. Und wir hatten das Gefühl, die Menschen heissen uns tatsächlich willkommen und es waren nicht nur leere Worte. Überwältigend. Auf das „Willkommen in Jordanien“ folgte oft: „Wie geht es? Woher kommt ihr?“ Die Landessprache ist Arabisch, aber viele Leute sprechen Englisch oder zumindest ein bisschen. Die Jordanier gelten als tolerant, gastfreundlich und hilfsbereit. Auch wir nahmen die meisten Menschen als höflich, warmherzig und wohlwollend wahr, und sie waren überhaupt nicht aufdringlich. Ausnahmen gibt es immer, allerdings sind Schlitzohren selten. Wir fühlten uns stets wohl und sicher. Negativ aufgestossen ist uns nur herumliegender Plastik und leere Dosen an Strassenrändern und in der Natur. Wilde Müllhalden und das sorglose Wegwerfen von Abfällen gehören leider noch zur Selbstverständlichkeit, meint unser Reisehandbuch.
Das Wetter im Oktober/November war perfekt, die Sonne verwöhnte uns und Regen fiel nur selten. Meistens war es tagsüber zwischen 22 und 30 Grad warm. Es herrscht ein Mittelmeerklima, das aber je nach Region recht verschieden ausfallen kann. Im jordanischen Sommer klettert das Thermometer im Tiefland bis 40 Grad. Die Winter im Hochland sind regenreich und manchmal empfindlich kalt, es kann sogar schneien. Die beste Reisezeit ist der Frühling und der Herbst, dafür ist dann aber auch touristische Hochsaison.
Transport
18 Tage lang waren wir mit einem Mietwagen unterwegs – ein „normales“ Auto, kein Allrad. Das war ideal und wir schätzten es, mobil und flexibel zu sein. Es herrscht gewohnter Rechtsverkehr. Die Strassen waren meistens geteert und in gutem Zustand, oft auch verschwenderisch breit und die Kreisel riesig. Konzentration war aber stets gefragt: So manche Einheimische pflegen eine unberechenbare Fahrweise, überall lauern Bremsschwellen und ab und zu Löcher im Strassenbelag. Mancherorts gab es Polizeikontrollposten, vor denen wir uns aber nicht fürchten mussten: „Hello, how are you? Where are you from?“ Und schon durften wir jeweils weiter. Das Benzin kostete rund 1 Dinar pro Liter, was 1.40 Schweizerfranken entsprach… Insgesamt legten wir 1453 Kilometer mit dem Mietauto zurück, was durchschnittlich 81 Kilometer pro Tag ergibt. Mit dem öffentlichen Bus fuhren wir nur einmal und zwar gute 300 Kilometer von Aqaba bis Amman. Die Fahrt war angenehm und mit umgerechnet 14 Franken für Jordanien erstaunlich günstig.
Unterkünfte
Untergekommen sind wir ganz verschieden: in Hotels, Gästehäusern, Homestays, Beduinencamps, Bungalows und einem Strandresort. Meistens einfach und verhältnismässig günstig, manchmal gehobener und teuer. Die ersten Nächte sowie den Tauchaufenthalt am Roten Meer buchten wir vor Abreise, danach war alles offen. Bis auf einmal, wo es schwierig war, spontan ein Dach über dem Kopf zu finden, reservierten wir stets ein paar Tage im Voraus online. Denn nicht überall gibt es eine grosse Auswahl oder etwas Passendes, auch war vieles bereits ausgebucht. Der Zimmerpreis enthielt auch stets Frühstück, das Preisniveau fanden wir eher hoch. Wir gaben zwischen 40 und 330 Franken pro Zimmer und Nacht aus, was durchschnittlich CHF 142 ergibt. Rechnen wir das überteure Strandresort nicht mit ein, sind es durchschnittlich „nur“ CHF 75 pro Zimmer und Nacht… Insgesamt schliefen wir an 13 verschiedenen Orten, was durchschnittlich 2.5 Nächte pro Ort ergibt.
Verpflegung
Wir mögen orientalisches Essen sehr, wobei es uns in Jordanien oft zu fad schmeckte, und wir rätselten, wofür die vielen Gewürze vom Markt wohl verwendet werden… Zum Frühstück servierte man uns Fladenbrot, Hummus, Frischkäse, gekochte Eier, Tomaten und Gurken, manchmal auch Falafel oder Mutabal, ein Auberginenmus. Zu einem traditionellen Nachtessen gehören Lamm, Hähnchen oder Hackfleisch, Reis, Gemüse, Salat, Fladenbrot sowie Hummus und Mutabal, die bereits erwähnten Pürees aus Kichererbsen und Auberginen. Das leckerste Essen kochte Mamma Fatima im Nomads Hotel bei Petra: raffiniert und aromatisch. Getrunken wird viel Tee, meistens Schwarztee, oft mit Minze und Zucker angereichert. Auch frisch gepresste Säfte sind meistens zu haben, im Gegensatz zu Alkohol. In Läden oder Supermärkten besorgten wir uns Snacks oder Picknicks für den kleinen Mittagshunger. Für ein Gericht oder Buffetessen in einem Restaurant bezahlten wir zwischen 8 und 20 Franken pro Person, für einen frischen Saft meist über 3 Franken. In einem Laden kostete eine grosse Flasche Wasser, ein Getränk oder eine Süssigkeit etwa 2 bis 3 Franken – im Supermarkt nur die Hälfte.
Naturreservate und antike Stätten
Das Wüstenland Jordanien bietet erstaunlich viel Abwechslung und einen guten Mix aus Natur und Kultur. Historische Stätten werden aufwändig restauriert und gepflegt, erhaltenswerde Landschaften von der Naturschutzbehörde geschützt. Es gibt zwölf verschiedene Naturreservate, wie beispielsweise die Wüste Wadi Rum, die Korallenriffe vor Aqaba oder die Schlucht Wadi Dana. Fast überall fällt ein Eintrittsgeld an, die Kosten variierten zwischen 2 bis 70 Franken pro Person und Tag, betrugen aber meistens 3 bis 5 Franken. Mit 70 Franken ist das Tagesticket für Petra mit Abstand das teuerste. Mit dem Jordan Pass entfallen fast sämtliche Eintrittsgelder. Diesen kann man vor der Einreise online erwerben, er beinhaltet auch die Visumkosten sowie einen 3-Tages-Einritt für Petra. Rein theoretisch war der Jordan Pass nur für 14 Tage gültig, aber so genau wurde das bei uns nicht kontrolliert: Nur manchmal wurde der QR-Code eingescannt, gelegentlich der Papierausdruck abgestempelt, so manchen reichte das Vorzeigen des Passes schon und andere winkten uns vertrauensvoll durch.
Finanzielles
Jordanien zählt nicht zu den günstigsten Ländern des Orients. Der Jordanische Dinar war mehr wert als der Schweizer Franken, fast das eineinhalbfache. Das war sehr ungewohnt, denn meistens schlagen wir uns auf Reisen mit vielen Nullen um. Die kleinste Geldnote ist der 1-Dinar-Schein, Münzen gibt es auch, aber die bekamen wir selten zu Gesicht. Für fast alles wurde ein runder Betrag verrechnet, d.h. auch Kleinigkeiten wie ein Getränk, ein Schokoriegel oder das öffentliche Klo kosteten fast immer exakt ein oder zwei Dinar – zumindest für uns Touristen. Die Ausnahmen waren Supermärkte, dort gab es Kommastellen. Sämtliche Preise waren allerdings nur auf Arabisch angeschrieben, und vor den Regalen waren wir ahnungslos, was ein Artikel genau kostet. In Restaurants wurde auf den Gesamtbetrag häufig noch eine Steuer und Trinkgeld aufgerechnet, und wir gaben schliesslich mehr aus, als wir vorab meinten…
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