38 Tage Indonesien
Gute 5 Wochen entdeckten wir den fernen Osten Indonesiens – sowohl über wie auch unter Wasser. Die Reise führte uns in die entlegenen Provinzen Nordmolukken und Westpapua, wo wir uns ausgiebig der berauschenden Unterwasserwelt widmeten. Verborgen unter dem blauen Mantel der Ozeane, gibt es so manche Wunder, die uns stets aufs Neue faszinieren und wie magisch in die geheimnisvolle Tiefe ziehen. Zwischen zwei wohlbehüteten Aufenthalten in behaglichen Tauchresorts liessen wir es uns nicht nehmen, auch ins wahre indonesische Geschehen einzutauchen und dem fremden Pulsschlag auf den Zahn zu fühlen. Weitab ausgetretener Pfade verbrachten wir eine vollkommen erholsame und dennoch aufregende Zeit, und genossen einmal mehr die exotische Ferne.
In grosse und kleine Inseln zerstückelt, macht sich das riesige Indonesien im tropischen Gürtel auf einer Länge von rund 5000 Kilometern breit. Die Landfläche ist etwa fünfmal so gross wie Deutschland und ein Drittel der über 17‘000 Inseln mit insgesamt 260 Millionen Menschen bevölkert. Der immense Inselstaat bildet somit den grössten Archipel der Welt und liegt sogar auf zwei Kontinenten. Da die Westhälfte der Insel Neuguinea zu Indonesien gehört, liegt das Land sowohl in Asien als auch in Ozeanien. Auf früheren Reisen schon verschiedene Ecken Indonesiens erforscht, konzentrierten wir uns diesmal bewusst auf unbekanntere Flecken weit im Osten.
Die indonesische Inselkette erstreckt sich am Äquator über drei Zeitzonen und somit verwundert es nicht, dass auch das Klima nicht überall gleich tickt. Auf Meereshöhe zwar allzeit mit Temperaturen um die 30 Grad gesegnet, sind es die Regenzeiten, die variieren. Reist man im westlichen und zentralen Landesteil generell am trockensten von Mai bis Oktober, ist es im Osten von November bis April meistens am wenigsten feucht, dann sind auch die Sichtweiten unter Wasser normalerweise am besten. Jetzt in der Trockenzeit wurden wir fast gänzlich von Regengüssen verschont und die Sonne lachte häufig. Doch wir hatten Glück, denn in den immerfeuchten Tropen ist stets mit etwas Niederschlag zu rechnen.
18 Tage Nordmolukken
Die Molukken sind geographisch zwischen Sulawesi und Neuguinea angesiedelt. Die Inselgruppe sprenkelt den Pazifik auf einer Fläche, die fast der doppelten Grösse der Schweiz entspricht. Aufgeteilt in zwei Provinzen – Molukken und Nordmolukken – ist das gesamte Gebiet mit nur zwei Millionen Einwohnern jedoch ziemlich dünn besiedelt. Die Molukken sind auch unter dem Namen Gewürzinseln bekannt, da Muskatnuss und Gewürznelken früher ausschliesslich hier wuchsen und diese botanischen Schätze ab dem 16. Jahrhundert für profitablen Handel sorgten. Als das Monopol im 18. Jahrhundert gebrochen wurde, liess sich das Inselreich in sanfter Dunkelheit nieder. Noch heute findet es nur wenig Beachtung und der Tourismus steckt noch in Kinderschuhen.
Sali Kecil
Das Inselchen Sali Kecil liegt zwischen Bacan, wo sich ein nationaler Flughafen befindet, und dem südlichen Zipfel der grössten Insel Halmahera. Hier residierten wir in einem der zwölf Bungalows eines Tauchresorts, das sich an einer leicht geschwungenen Bucht unter Palmen ausbreitet. In dieser Gegend ist es bislang die einzige Unterkunft für Taucher, ansonsten wird die bezaubernde Unterwasserwelt im Rahmen von Tauchkreuzfahrten erkundet. In entspannter Atmosphäre frönten wir morgens dem Tauchen von geräumigen Booten und nachmittags dem süssen Nichtstun. Unser Häuschen nur wenige Meter vom Wasser entfernt, relaxten wir liebend gerne auf der gemütlichen Veranda und liessen uns vom Rauschen des Ozeans einlullen. Und sogar vom Bett aus bot sich Meerblick… 10 Tage Sali Bay Resort.
Ternate
Die perfekt geformte Vulkaninsel Ternate misst nur vierzig Kilometer im Umfang und liegt westlich von Halmaheras Mitte, reizvoll von weiteren Vulkankegeln umringt. Ein Inselreich voller Geschichte, dessen frühere Bedeutung viele alte Forts widerspiegeln. Ohne ausgereiften Pläne liessen wir uns Tag für Tag treiben und nahmen gemächlich die Umgebung unter die Lupe. Wirkliche Sehenswürdigkeiten gibt es nur wenige. Wird Eintrittsgeld verlangt, dann jeweils 5000 indonesische Rupien für uns beide, was lediglich 35 Rappen entsprach. Dieser vom Tourismus sympathisch unverdorbene Winkel Indonesiens bescherte uns eine glückselige Zeit und warmherzige Begegnungen. Keiner wollte uns etwas andrehen, doch als Weisser fällt man überall auf und steht sofort im „Hello-Mister-Geschehen“ mit Selfies und Smalltalk, was zwischendurch Verschnaufpausen bedingte. Deshalb kehrten wir nach ausgiebigen Streifzügen gerne in unser erhöht gelegenes Gästehaus zurück, eine Wohlfühloase der Ruhe mit Ausblick… 8 Tage Villa Ma‘Rasai.
16 Tage Westpapua
Die Provinz Westpapua nimmt den westlichen Zipfel von Neuguinea ein, der zweitgrössten Insel der Welt – über zweimal so gross wie Deutschland. Die westliche Hälfte der Insel namens West-Neuguinea nimmt rund ein Fünftel der indonesischen Landmasse ein. Mit rund vier Millionen Einwohnern sind die beiden östlichsten Provinzen – Westpapua und Papua – noch spärlicher besiedelt wie die Molukken. Es ist eines der rohstoffreichsten Gebiete der Erde und grosse Teile sind von dichtem Regenwald bedeckt. Auffällig ist das Aussehen der Menschen. Die schwarze Haut, die breiten Nasen und die krausen Haare passen überhaupt nicht in das typische Bild, das wir von den Indonesiern haben, sind die Papuas genetisch enger mit den australischen Aborigines verwandt. Heutzutage mischen sich die indigenen Stämme jedoch mit Zuwanderern aus den westlichen Provinzen.
Raja Ampat
Dem Westzipfel von Westpapua vorgelagert liegt der Archipel Raja Ampat, ein verzweigtes Labyrinth aus Inseln und Meeresstrassen sowie hochgelobtes Tauchgebiet. Hügelige Karsteilande, von Wind und Regen modelliert, und von Dschungel überwuchert, wechseln sich mit flachen Inseln und Sandbänken ab. Das bildschöne Inselreich umfasst etwa 1500 Eilande die sich auf einer Fläche so gross wie der Schweiz verteilen. Lediglich 35 Inseln sind bewohnt und die meisten der knapp 60‘000 Einwohner halten sich mit Fischfang über Wasser. Die Abgeschiedenheit bringt eine grosse Importabhängigkeit mit sich, dementsprechend hoch sind die Kosten. Auf der kleinen Birie Island logierten wir in einem der westlich gemanagten Tauchresorts mit zwei Dutzend Palmblatthütten auf Stelzen, rundum von Wasser umgeben. Waren wir nicht gerade am Erkunden der fabelhaften Korallenriffe, lebten wir auf unserer Veranda über dem plätschernden Meer genussvoll in den Tag hinein… 14 Tage Papua Paradise Eco Resort.
Transport
Die verbleibenden sechs Tage sind dem Reisen von A nach B und dem Übernachten an den jeweiligen Transportdrehkreuzen zuzuschreiben. Zwischen den drei besuchten Orten liegen hunderte Kilometer und eine Fülle an Wasser, somit waren jeweils ein oder sogar zwei Inlandflüge nötig, um von einem Etappenziel zum nächsten zu gelangen. Wer haufenweise Zeit und Flexibilität mitbringt, kann die langen Strecken auch mit unzuverlässigen Passagierfähren bewältigen… Am Etappenziel angelangt, bewegten wir uns abgesehen von Tauchausfahrten lediglich auf Ternate fort, entweder zu Fuss oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Rund um die Insel kutschieren knallblaue Minibusse, sogenannte Bemos, oder von Insel zu Insel allerlei Boote. Fahrpläne sind ein Fremdwort. Die Transportmittel legen meistens erst dann los, wenn sie voll sind – und voll ist ein dehnbarer Begriff. Doch bei den kurzen Distanzen spielte das keinerlei Rolle und verströmte einen Hauch Abenteuer. Und schliesslich waren die Fahrten mit 1 bis 2 Franken für uns zwei spotbillig.
Leibliches Wohl
Unsere Geschmacksnerven feierten so manches Fest. In den beiden Tauchresorts brauchten wir uns mit Vollpension nicht um die Verpflegung zu kümmern und unsere Gaumen wurden mit reichlich vielseitigem Essen verwöhnt. Raffinierte Köstlichkeiten der asiatischen Küche oder internationale Klassiker landeten auf dem Teller oder standen auf dem liebevoll angerichteten Buffet zur Auswahl – von Vorspeise bis Dessert. Auf Ternate beschränkte sich das Angebot auf einfache indonesische Gerichte wie Nasi Goreng, gebratene Nudeln, Kochbananen, Gemüse und Fisch. Lecker und erfrischend waren die tropischen Früchte oder frisch gepressten Säfte. Die Snacks oder Mahlzeiten kosteten in lokalen Restaurants von 1 bis 10 Franken für uns beide. Im Vergleich dazu war ein Bier oder Cocktail in den Tauchresorts mit 5 bis 12 Franken sündhaft teuer…
Unterwasserwelt
In Indonesien finden sich 17 Prozent der weltweiten Korallenriffe. Ein ganz eigener Lebensraum – still, abgrundtief und von unbändiger Kraft. Viele Tauchgründe rund um Sali Kecil und in Raja Ampat sind strömungsexponiert, was Grossfische anlockt und riesige Fischschwärme mit sich bringt. Doch nebst mächtigen Kerlen wie Haien oder Mantas sind auch Begegnungen mit niedlichen Kreaturen wie Blauringkraken oder bunt gemusterten Schnecken möglich. Auch sind hier bestens getarnte Geschöpfe wie Drachenköpfe und Schaukelfische heimisch und eine Palette an Winzlingen wie Zwergseepferdchen, die sich an Gorgonien klammern und man von blossem Auge kaum zu erkennen vermag. Farbenprächtige Korallengärten strotzen vor unglaublicher Vielfalt, es tummeln sich bunte Fische und abertausende Flossen flattern – wie in einem gigantischen Aquarium. Die indopazifischen Riffe sind berühmt für ihre sagenhafte Artenvielfalt, die Richtung Osten zunimmt und weit grösser ist als die des Atlantiks und der Karibik. Das lebensprühende Meeresgebiet zwischen Indonesien und Borneo im Westen, den Philippinen im Norden sowie Neuguinea und den Salomonen im Osten ist bekannt als Korallendreieck.
Tauchen
Die betörende Unterwasserwelt liess unsere Taucherherzen hämmern und bescherte uns tiefgreifende Emotionen sowie mehr als ein „Hailight“. Beide Tauchresorts verfügen über ein Hausriff, doch getaucht wird in der Regel von den Booten. Viermal am Tag kriegt der angefressene Taucher die Möglichkeit, sich in die wundervolle Tiefe zu stürzen. Uns aber reichen zwei oder maximal drei Tauchgänge pro Tag, und hin und wieder mögen wir sogar einen Tag Pause dazwischen. Insgesamt gönnten wir uns 34 Tauchgänge – 14 in Sali Kecil und 20 in Raja Ampat. Ein Tauchgang kostete uns knapp 50 Franken, was einem weltweit durchschnittlichen Preis entspricht. Verhältnismässig teuer war hingegen das Permit in Raja Ampat: 1 Million Rupien, was momentan 70 Franken entspricht. Im guten Glauben, das Geld wird zur Erhaltung des noch mehrheitlich gesunden Unterwasserreichs eingesetzt, zahlten wir den für indonesische Verhältnisse hohen Betrag gerne. Die Bewilligung für das Meeresschutzgebiet ist eigentlich ein Jahr gültig, und ein zweiter Besuch verlockend, doch schlichtweg zu kostspielig. Obendrein ist die Anreise mit 18 reinen Flugstunden ausgesprochen weit…
Hallo Roland & Christine
mit grossem Interesse lese ich gerne von euren Reisen, habt ein gutes und zufriedenes 2021 ! Uns geht es auch sehr gut, sind auch Gesund und haben im letzen Jahr das schöne Glarnerland entdeckt … ( auf etwas über 1000müM; im Hüttenberg , oberhalb Obstalden / Filzbach … fühlen wir uns wohl …; haben dort ein kleines Berghäusschen ( zur Miete ) und fahren gerne ab und zu hin. Wünsche euch eine gute Zeit, bleibt Gesund! Liebe Grüsse Angela & Matthias
Hallo Angela & Matthias
Gerne teilen wir die Erlebnisse unserer Reisen und hoffen, dass bald neue hinzukommen.
Die Bergwelt des Glarnerlands ist aber auch wunderschön und gar nicht so weit von uns entfernt. Letztes Jahr haben wir dort fantastische Gipfel erwandert (siehe Beiträge).
Liebe Grüsse und alles Gute
Roland & Christine