87 Tage Indonesien
Knapp 3 Monate verweilten wir in Indonesien, hüpften von Insel zu Insel. Eigentlich eine lange Zeit, aber dennoch entdeckten wir nur einen verschwindend kleinen Teil des gigantischen Archipels. Der grösste Inselstaat der Welt umfasst mehr als 17’000 Eilande – bewohnt oder unbewohnt – und erstreckt sich über 5000 Kilometer beidseitig des Äquators. Das entspricht einem Achtel des Erdumfangs und ist in etwa so weit, wie vom Nordkap bis nach Kreta. Flächenmässig ist das riesige Land rund fünfmal so gross wie Deutschland. In Indonesien leben 250 Millionen Menschen unterschiedlichster Kulturen, wovon 90 Prozent vom muslimischen Glauben angetan sind. Da über die Hälfte der Einwohner auf Java haust, ist die Bevölkerungsdichte dort sehr hoch, wobei andere Regionen äusserst spärlich besiedelt sind…
Das vielseitige Inselreich zog uns in seinen Bann – wie schon damals vor vier Jahren. In allen Ecken des Landes trifft man auf spektakuläre Landschaftsformen, oft geprägt von Vulkanismus. Indonesien ist Teil des Pazifischen Feuerrings und verfügt über die höchste Anzahl aktiver Vulkane weltweit. Perfekt geformte Vulkankegel, qualmende Feuerberge sowie bizarre Mondlandschaften haben es uns angetan. War es kein Vulkan, der uns in Staunen versetzte, war es ein artenreiches Korallenriff mit seinen Bewohnern, das unser Taucherherz höher schlagen liess… Es ist die Sonne, die jede Szenerie vollkommen macht, glänzt sie mit Abwesenheit, wirkt das Geschehen nur halb so reizvoll. Die Launen des Wetters bekamen wir oft zu spüren – die Regenzeit hielt dieses Jahr leider verhältnismässig früh Einzug.
Nebst der wundervollen Natur über und unter Wasser waren es die Menschen, die uns Glücksgefühle bescherten. Insbesondere in entlegenen und weniger besuchten Gebieten schenkten sie uns ein ehrliches Lachen, schleuderten uns überschwänglich “Hello Mister” entgegen oder baten freundlich um ein Foto oder Selfie… Verfolgt fühlten wir uns fast überall von Verkehrslärm mit zahllosen laut knatternden Motorrädern. Traurig stimmte uns der widerliche Müll, am Strassenrand und Strand herumliegend oder im Meer treibend. Den Indonesiern wird offensichtlich kein Umweltbewusstsein in die Wiege gelegt und das Abfallproblem ist vielerorts nicht zu übersehen – schade.
Unser Plan, stets von Westen in Richtung Osten zu reisen, ging nicht ganz auf. Auch sind wir für unsere Bedürfnisse eigentlich zu oft in ein Flugzeug gestiegen, doch Indonesiens Ausdehnung machen das Fliegen fast unvermeidbar. Wo möglich schwankten wir mit einer Fähre von Insel zu Insel. Auf den Eilanden zogen die Landschaften am Zugfenster an uns vorbei oder wir reisten in Bussen, Bemos und Taxis von A nach B – ganz nach den Gegebenheiten der jeweiligen Insel… Insgesamt waren wir 109 Stunden auf Achse – davon 24 Stunden auf dem Boot, 23 Stunden im Taxi, 19 Stunden im Bus, 12 Stunden im Zug, 9 Stunden im Bemo (Minibus), 8 Stunden im Flugzeug, 7 Stunden im Sammeltaxi und 7 Stunden wegen Verspätungen mit Warten ausgestanden.
Ein Dach über dem Kopf gaben uns familiäre Homestays, einfache Hotels und Strandresorts, hin und wieder leisteten wir uns auch eine Bleibe mit etwas höherem Standard. Die Auswahl fern der ausgetrampelten Touristenpfade ist oft gering, das Preis-Leistungs-Verhältnis dann meistens schlechter. Die Sauberkeit liess in vielen Unterkünften zu wünschen übrig… Die Nächte kosteten für uns beide von knapp 20 bis etwa 80 Franken – Frühstück meistens inklusive… Zwischen 1 und 8 Nächten schliefen wir an 24 verschiedenen Orten, was ein Durchschnitt von 3.5 Nächten pro Ort ergibt.
Die kulinarischen Gaumenfreuden hängen stark von der Insel oder dem jeweiligen Ort ab. Nebst Eiern und bleichem Toast zum Frühstück, lachten an touristischen Orten teigige Pancakes vom Teller, doch auch galt es, manchmal schon morgens mit Reis Vorlieb zu nehmen. Auf der Speisekarte eines lokalen Restaurants finden sich stets indonesische Klassiker wie Nasi Goreng und Mie Goreng – gebratener Reis und Nudeln hatten wir aber bald satt. Wo sich die Gelegenheit bot, gingen wir zwischendurch der asiatischen Küche fremd und hielten unsere Mägen mit westlichen Gerichten bei Laune. Wir liebten die dicken Fruchtsäfte aus frischem Tropenobst, welche unseren Vitaminhaushalt in Schwung hielten…
Java
Für mich Neuland – Rolands Erinnerungen an seinen ersten Besuch vor 23 Jahren, sind hingegen noch nicht vollständig verblasst. Auf der bevölkerungsreichsten Insel wohnen vorwiegend Muslime – oft weckten uns frühmorgens laut plärrende Muezzins. Aber den zahlreichen Moscheen auszuweichen ist unmöglich und dementsprechend machte sich bald ein Schlafmangel bemerkbar… Das Eiland ist rund 1000 Kilometer lang, doch wir bereisten lediglich den östlichen Teil mit den touristischen Highlights – die buddhistische Tempelanlage Borobudur und die Vulkanlandschaft des Gunung Bromo stellten auch für uns die Höhepunkte von Java dar. Unzählige Anbieter versuchen einem Gruppentouren und Transport-Charter schmackhaft zu machen, doch wir bevorzugten das individuelle Reisen mit der Eisenbahn. Das Zugnetz auf Java ist gut ausgebaut und das Vorankommen gestaltete sich sehr angenehm, pünktlich und preiswert – in den besseren Klassen Bisnis oder Eksekutif kostete die Fahrt pro Stunde lediglich zwischen zwei bis vier Franken… Insgesamt waren wir 22 Stunden auf Achse und haben an 5 verschiedenen Orten 1 bis 7 Nächte verbracht – 13 Tage Java.
Bali
Beide waren wir einst unabhängig voneinander vor über zehn Jahren hier, doch obwohl die Insel für indonesische Verhältnisse klein ist – etwa so gross wie der Kanton Bern – gab es noch Neues zu erforschen. Auf der Götterinsel sind vorwiegend Hindus beheimatet. Die Religion spielt in ihrem Alltag eine ausserordentlich wichtige Rolle – Tempel, Schreine und bunte Opfergaben begegneten uns schlichtweg überall. Im gebirgigen Inselinneren dominieren saftig grüne Reisterrassen die vulkanischen Hänge. Unsere persönlichen Highlights sind der Bergort Munduk, wo wir durch die malerische Umgebung schusterten sowie das berühmte Wrack von Tulamben, das wir in Eigenregie betauchten… Bali bietet für wenig Geld kleine stilvolle Unterkünfte mit Charme und ist vom Übernachten her gesehen unser Favorit. Die Masse an Motorrollern hingegen ist ein Graus, der gesamte Verkehr hat enorm zugenommen und im Süden der Insel geht es oft nur stockend voran. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln lässt sich nur umständlich, wenn überhaupt reisen, deshalb beanspruchten wir oft ein Taxi oder einen Touristen-Shuttlebus… Insgesamt waren wir 23 Stunden auf Achse und haben an 6 verschiedenen Orten 1 bis 4 Nächte verbracht – 21 Tage Bali.
Lombok
Die muslimisch geprägte Insel ist etwas kleiner wie ihr Nachbar Bali. Nebst unzähligen Sandstränden und vorgelagerten Inselchen bestimmt im Norden der mächtige Gunung Rinjani das Landschaftsbild – der zweithöchste Vulkan Indonesiens erreicht eine stolze Höhe von 3726 Metern. Unsere einstige Absicht, den Gipfel zu bezwingen, scheiterte aus verschiedenen Gründen – vulkanische Aktivität, unbeständiges Wetter, schlechte Ausrüstung und mangelnde Kondition. Stattdessen genossen wir eine geruhsame Zeit auf einer Gästefarm am Fusse des Rinjani mit sensationellem Blick hinab auf den blau schimmernden Ozean und wertvollen Begegnungen – unser Lieblingsplatz der besuchten Orte… Öffentliche Verkehrsmittel verkehren auf Lombok nur wenig, deshalb liessen wir uns fast ausschliesslich von Taxis chauffieren. Auch für längere Überlandreisen wird das Taxameter benutzt und eine Fahrstunde kostete uns lediglich rund zwölf Franken… Insgesamt waren wir 11 Stunden auf Achse und haben an 3 verschiedenen Orten 2 bis 6 Nächte verbracht – 13 Tage Lombok.
Flores
Eine stark zerklüftete und bewaldete Gebirgskette mit mehreren Vulkanen dehnt sich über die gesamte Länge der Insel aus. Nebst Muslimen bevölkern mehrheitlich Christen das 360 Kilometer lange Eiland. Im östlichen Teil ist die Hautfarbe vieler Menschen auffallend dunkel – ein melanesischer Einschlag macht sich bemerkbar. Nach Flores verirren sich weniger Touristen wie auf die westlich davon besuchten Inseln, dafür wird auch nicht überall Englisch gesprochen und die Unterkünfte wirken manchmal nicht sehr ansprechend, sind aber trotzdem verhältnismässig teuer… Zu unseren Höhepunkten zählt das ländliche Bajawa mit der Besteigung des Gunung Inerie sowie der Komodo Nationalpark, welcher uns eindrückliche Begegnungen mit grossen Kerlen an Land und unter der Wasseroberfläche einbrachte… Am besten liess es sich mit Sammeltaxis oder Shuttlebussen vorwärts kommen – jede Fahrt war ein kurvengeladenes, meist rasantes Abenteuer… Insgesamt waren wir 20 Stunden auf Achse und haben an 6 verschiedenen Orten 1 bis 8 Nächte verbracht – 20 Tage Flores.
Molukken
Die Inselgruppe steckt touristisch gesehen in den Kinderschuhen, bietet aber die Möglichkeit, Indonesien authentisch zu erleben. Dazu gehört aber auch, dass Englisch ausserhalb Hotels selten verstanden wird… Die sogenannten Gewürzinseln liegen abgelegen im Osten Indonesiens und umfassen ein Gebiet, das flächenmässig fast zweimal der Schweiz entspricht. Die Fluganreise dauerte mit Umsteigen und Zeitverschiebung einen ganzen Tag. Einen weiteren Tag nahm die schaukelnde Fährpassage zu den Banda-Inseln in Anspruch, was sich aber durchwegs lohnte. Die Bandas sind klar unser Favorit der Molukken und ein Unterwasserparadies – intakte Korallengärten und eine farbenfrohe Fischwelt beglückten uns mit unvergesslichen Tauchgängen… Ansonsten verlief nicht alles wunschgemäss und gesundheitliche Wehwehchen verwehrten uns weiteres Abtauchen auf anderen Inseln. Stattdessen gönnten wir uns einige Tage in schickeren Hotels, da sich die Alternative oft auf ganz einfache, eher schäbige Unterkünfte beschränkte. Für das Hoppen von Insel zu Insel anerboten sich Schnellfähren – Bemos oder Taxis brachten uns jeweils an Land zu unserem Ziel… Insgesamt waren wir 22 Stunden auf Achse und haben an 4 verschiedenen Orten 3 bis 8 Nächte verbracht – 20 Tage Molukken.
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