Ab an die Küste
Von Swaziland her kommend geht unsere Reise ganz im Osten von Südafrika, in KwaZulu Natal, weiter. Es sei die afrikanischste aller Provinzen und bietet alles, was man mit Afrika verbindet: Wilde Tiere, endlose Strände, zerklüftete Berge und eine multikulturelle Bevölkerung. Unser Ziel ist die Küste! Die Elephant Coast ist eine der ursprünglichsten und atemberaubendesten Küstenregionen Südafrikas, ein rund 200 Kilometer langer, praktisch ununterbrochener Sandstreifen. Der kürzeste Weg dorthin führt durch ein Wildreservat, welches wir uns somit nicht entgehen lassen.
Das uMkhuze Game Reserve beherbergt Wildlife sowie eine vielfältige Vogelwelt. Es ist ein Paradies für Ornithologen – für Vögel hat mein Herz jedoch noch nie geschlagen. Wir bevorzugen die Pirsch der wilden afrikanischen Tiere. Das Strassennetz des Reservats ist klein und wir verbringen die meiste Zeit an einem der künstlich angelegten Wasserlöcher. In den getarnten Beobachungsstellen warten wir geduldig, bis die Tiere zu uns kommen. Frühmorgens – es ist ein Kommen und Gehen. Ein Büffel wälzt sich im Schlamm, eine Schar Zebras lechzt nach Wasser, Durst verspüren auch die Nashorn-Mama und ihr Junges, Impalas fräsen sich durch die Büsche und eine grosse Herde Gnus zieht es auch zum Wassertümpel.
Unsere persönlichen Stars heute sind die Nyalas. In Swaziland haben wir diese hübsche Antilope erstmals zu Gesicht bekommen. Vor allem das Männchen mit den vertikal weissen Streifen im dunkelbraunen Fell ist eine Schönheit. Lange Zotteln baumeln an seinem Bauch und Hals, eine kurze Stehmähne und geschwungene Hörner zieren sein
- männliches Nyala
- weibliches Nyala
Haupt. Den Nachmittag verbringen wir an einem anderen Wasserloch. Bis auf ein fettes Nashorn, das weiter hinten im Gebüsch ein Nickerchen hält, offenbart sich eine gähnende Leere. Nach zwei langen Stunden vergeblichem Warten, bin ich auch reif für ein Schläfchen und würde mich am liebsten neben das faule Nashorn legen…
Die meisten Strassen im uMkhuze Game Reserve sind asphaltiert, kaum ausserhalb befinden wir uns auf einer unbefestigten, sandigen Piste. Gewisse Abschnitte der Strecke sind zwar befestigt, jedoch übersäht mit runden, tiefen Schlaglöchern. Beim Fahren wird einem grösste Aufmerksamkeit abverlangt. Die Gegend ist sehr abgeschieden. Fast alle Menschen entlang der Strasse rufen oder winken uns zu. Die Fahrt dauert länger als angenommen, bis wir in der tropischen Küstenregion eintreffen.
Sodwana Bay ist eine kleine Einbuchtung an der ansonsten geradlinigen Küste. Der riesige Campingplatz mit 350 Stellplätzen soll angeblich der grösste der südlichen Hemisphäre sein. Einsam sei man hier selten, man soll Wochenenden und Schulferien meiden, empfiehlt unser Reiseführer. Der Campingplatz ist ein Labyrinth aus Sandpfaden und zwischen Büschen versteckten Stellplätzen.
Roland lenkt unser Vehikel gekonnt und ich bin froh, dass wir nicht im Sand stecken bleiben – ein Allradfahrzeug wäre von Vorteil. Es ist Sonntagmittag und wir sichten weit und breit keine anderen Camper, alles wirkt ausgestorben und verlassen, fast etwas unheimlich. Damit haben wir nicht gerechnet und wir brauchen einen Moment, um diese absolute Einsamkeit geniessen zu können.
Korallenriffe sind der Küste vorgelagert und wir liebäugeln mit ein paar Tauchgängen. Leider entsprechen uns die Bedingungen aber nicht ganz – ein starker Wind bläst, das Meer ist rau, das Wasser kalt und die Tauchgruppen zu gross. Am nächsten Morgen bereuen wir unseren Entscheid kein bisschen, denn es ist stark bewölkt und regnet. Auch wenn das Wetter nicht einladend wirkt, machen wir uns später zu einem Strandspaziergang auf. Der breite Strand türmt sich zu Sanddünen auf. Die riesigen Wellen tragen dicke Schaumkronen und schlagen tosend am Strand auf. Wir schlendern dem feinen, goldfarbenem Sandstrand entlang und erklimmen eine Düne. Abgesehen von ein paar lokalen Fischern sind wir allein. Langsam lockert sich die Bewölkung etwas auf und ein paar Sonnenstrahlen tauchen die wilde Küstenlandschaft in ein stimmungsvolles Bild.
Wir legen uns in den aufgewärmten Sand, dösen vor uns hin. Meine Gedanken tragen mich fort… zurück ins alte Daheim, zu unserer Wohnung, zu meinem Job. Manchmal werde ich noch etwas wehmütig, wenn ich daran denke, was wir alles aufgegeben haben. Aber gleichzeitig bereue ich unseren Entscheid keinermassen und geniesse unser neues Leben – das Reisen und die Freiheit. „Sollen wir uns auf den Rückweg machen?“, bringt mich Roland zurück ins Hier und Jetzt. Ja, das machen wir – ein Blick an den Himmel verheisst nichts Gutes, es liegt schon wieder Regen in der Luft…
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