Abgetaucht im Lighthouse Reef Atoll
Konzentriert steuert Captain Carlos das Schnellboot über den ungezähmten Ozean. Zischend brettern wir durch die antanzenden Wogen, hinaus in die vorgelagerte Inselwelt. Energisch zerrt der Fahrtwind an unseren Kleidern und durchwühlt in Windeseile meine Haare. Währenddessen wir uns krampfhaft an der Sitzbank festhalten, schrumpft in unseren Rücken die Silhouette von Belize City. Mit von der Partie ein amerikanischer Junggeselle, mutig noch immer seine Schirmmütze aufgesetzt. Dort wo keine grossflächigen Tattoos gehörig auf sich aufmerksam machen, ist es seine sonnenverbrannte Haut. Das karibische Meer hat mittlerweile die Farbe gewechselt – es schimmert nicht mehr in einem hellen Türkis, sondern in einem satten Marineblau. Gelegentlich sausen palmenüberwachsene Eilande vorbei und weisse Wolken kleben wie zerzauste Wattebäusche am Himmelsdach. Ein Tropentraum wie aus dem Bilderbuch…
Eineinhalb Stunden in Eile verflogen, zeichnen sich auf einmal wieder Umrisse einer Insel ab. Kurzerhand zügelt Carlos das Tempo, zieht entschlossen eine scharfe Rechtskurve und schon legen wir am hölzernen Steg von Long Caye an. Ein Caye ist eine kleine flache Insel, die aus Korallen- und Sandablagerungen besteht. Ein Empfangskomitee heisst uns überschwänglich willkommen. „I‘m the chef“, stellt sich Shannon verschmitzt vor, an seiner Seite stolz die Hausdame Paulina, gleichzeitig die rechte Hand des Chefkochs. Vom Anlegesteg lotsen uns die beiden über den weissen Sand, vorbei an Kokospalmen, geradeaus hinein ins üppige Inselinnere. Nach wenigen Schritten fällt uns das Schild mit der Aufschrift „Huracan Diving Lodge“ ins Auge. Unser Ziel ist erreicht.
Ein schlichtes Holzhaus, eingerahmt von unbändigem Dschungel – unser Daheim für die nächste Woche. Aufgekratzt serviert uns das Energiebündel Paulina einen roten Fruchtsaft mit einem Schuss Rum, und nach dem Genuss dieses leckeren Willkommenstrunks bringt sie uns neue Gäste in die frisch hergerichteten Zimmer. Es geht familiär zu und her, der gesamte Hotelbetrieb befindet sich unter einem Dach. Im rustikalen, aus dunklem Massivholz gezimmerten Haus finden sich auf relativ kleinem Raum ein halboffener Speise- und Aufenthaltsbereich, eine bescheidene Küche, insgesamt fünf nette Gästezimmer sowie die hauseigene Tauchbasis.
Long Caye ist knapp 80 Kilometer von Belize City und somit ebenso weit vom Festland entfernt, und bettet sich ins Lighthouse Reef Atoll. Ein Atoll ist ein ringförmiges Korallenriff, das eine Lagune mit ihren Inseln umschliesst. In der Karibik gibt es lediglich vier Atolle – drei davon gehören zu Belize. Und diese wiederum sind Bestandteil des Belize Barrier Reef, dem zweitgrössten Barriere-Riff der Welt, das sich über 250 Kilometer vor der Küste Zentralamerikas erstreckt. Das Lighthouse Reef Atoll ist das entlegenste der drei Atolle und bildet somit die östlichste Landmasse. Seine Grösse misst 200 Quadratkilometer, entspricht also etwa der Fläche des Neuenburgersees. Die Landfläche macht jedoch nur einen kleinen Bruchteil aus: Acht Quadratkilometer verteilen sich auf sechs Inseln – Long Caye ist eine davon.
Abends um sieben wird aufgetischt. An den Essenszeiten gibt es nicht zu rütteln, die sind fix. Die gesamte Gästeschar schnabuliert am selben Tisch. Nebst uns beiden und Vince, dem tätowierten Amerikaner, residiert bereits eine Familie mit ihren beiden Söhnen im Teenageralter hier – auch sie kommen aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Zackigen Schrittes setzt uns die tüchtige Paulina ein kulinarisches Kunstwerk vor die Nase. Wie in einem Sterne-Restaurant kündet Shannon jeden der Gänge detailliert an, ein Lächeln umspielt dabei seine Lippen. Der leidenschaftliche Koch zaubert variantenreiche Kreationen auf den Teller. Der Dreigänger mundet himmlisch. Seine Kochkünste sind äusserst raffiniert, die Speisen pikant – ein unerwarteter Gaumenschmaus.
Dive, eat, relax – dive, eat, relax – und so fort. Dreimal am Tag wird getaucht. Wer nicht taucht, ist hier eher fehl am Platz – trotz des köstlichen Essens. Am ersten Morgen wirft das Meer beachtliche Wellen. Das Tauchboot schaukelt wütend hin und her, hoffentlich bleibt das vertilgte Frühstück an Ort und Stelle. Es sind Verhältnisse, die ich nicht sonderlich mag. Denn im ungetümen Wellenbad gestaltet sich auch das Abtauchen sowie am Ende der Weg zurück ins Boot höchst ungemütlich. Doch unter der Wasseroberfläche empfängt uns die Ruhe der Unterwasserwelt, nur manchmal erreichen uns auch dort unten sanfte Wogen. Vor unserer Tauchermaske breitet sich ein prächtig buntes Wunderland aus Korallen, Anemonen und Gorgonien aus, dazwischen flattern die Flossen der tropischen Meeresbewohner. Je älter der Tag, desto zahmer das Wasser. Am zweiten Tag nachmittags ist es sogar verblüffend glatt, beinahe wie ein Spiegel. Vom Steg spotten wir im seichten Wasser graue Stechrochen, einen Ammenhai und sogar einen Adlerrochen. Wir sind hin und weg. Was für ein gelungener Abschluss eines fantastischen Tauchtages.
Die meisten Tauchplätze erreichen wir innert wenigen Bootsminuten, denn „unsere“ Insel liegt nah am Geschehen. Deshalb kehren wir für die Oberflächenpause nach jedem Tauchgang an Land zurück, um den beiden weiteren Tätigkeiten – Essen und Entspannen – zu frönen. Unsere Truppe ist mit acht Tauchern verhältnismässig gross, doch Guide Willy macht seinen Job hervorragend und ist mehr Supervisor wie Anführer. Meist ist er mittendrin oder guckt von etwas weiter oben auf unsere bunte Flossengemeinschaft hinab. Die Sonne bohrt sich spielend durch die Wasseroberfläche und lässt ihre Strahlen nervös durch das tropische Nass tanzen, bis weit in die Tiefe hinab, wie alles durchdringende Laserstrahlen.
Die Formationen der Riffe sind facettenreich. Steilwände mit Überhängen und Durchgängen wechseln sich mit flach abfallenden Böschungen ab, Riffdächer bilden artenreiche Korallengärten. Eine grenzenlose Vielfalt von Korallen entzückt – Gebilde wie Farne, Kakteen, Fächer, Hirne oder riesige Blumenvasen. Die sich geschmeidig hin und her bewegenden Weichkorallen erinnern an einen vom Winde verwehten Wald. Die Riffe trumpfen mit einer bemerkenswerten Gesundheit auf, wirken aber manchmal etwas ausgestorben. Doch dann, ein paar Flossenschläge weiter, zieht meist wieder eine lebendige Fischwelt unsere Aufmerksamkeit auf sich, kleine und grosse Gesellen grüssen oder gar faszinierende Fischschwärme. Wie aus dem blauen Nichts taucht manchmal graziös ein Riffhai oder gar ein Adlerrochen auf. Auch Schildkröten, meist wohlgenährte Exemplare, stellen Höhepunkte eines Tauchgangs dar. Die hinreissenden Bilder speichern wir in unseren Köpfen ab, ist Rolands Kamera wasserscheu. Unter Wasser fokussiert sich auch mein Fotograf aufs Schauen – zumindest vorläufig, wer weiss, was in Zukunft einst reizen vermag.
Der dritte Tag, ein unfreiwilliger Ruhetag. Die amerikanische Familie reist heute ab und da Carlos der einzige Kapitän ist, bleibt der Tauchbetrieb heute gänzlich auf der Strecke. So führen wir uns nach dem Morgenessen unser Inselreich zu Gemüt. Long Caye ist nur knapp vier Kilometer lang. Es ist die einzige ständig bewohnte Insel des Atolls, hat aber etwas von einer Geisterinsel. Nur wenige Menschen, ein paar Ferienhäuser, zwei Unterkünfte – unsere mitgezählt, die andere erstaunlicherweise ziemlich verwaist. Bröckelnde Infrastruktur begünstigt das Gefühl eines verlassenen Paradieses. Uns ist das mehr als recht, sind wir immer die einzigen auf Tauchstation.
Im Laufe des Vormittags schnappen wir uns ein Kajak und paddeln auf der ruhigeren Seite der Insel, entlang der vorwiegend mit Mangroven bewachsenen Küste. Strände gibt es fast keine. Obschon die Strömung gering ist und uns nur ein zarter Windhauch küsst, schmerzen meine Arme bald. Artig rudere ich gleichmässig weiter und lasse mir nichts anmerken. Nach einer halben Stunde in einer kleinen Bucht angelangt, ziehen wir unser knallgelbes Boot in den blendend weissen Sand. Zufrieden planschen wir im klaren Wasser, das mit wohligen 27 Grad dennoch einer willkommenen Erfrischung gleichkommt. Die karibische Sonne brennt ungehemmt, kleine Wolkenfetzen stehen nur zur Zierde am Himmelszelt.
Abends hocken neue Gesichter am Tisch. Vater und Sohn aus den USA und zwei kanadische Freundinnen, wobei die eine der beiden in Dubai lebt. In dieser gut durchmischten Meute ergeben sich stets angeregte Gesprächsrunden… Die nächsten drei Tage ist Tauchen wieder an der Tagesordnung. Nun ist es Luis, ein neuer Guide, der uns ortskundig durch die Riffe schleust. Das dreimalige Abtauchen ist manchmal fast zu viel des Guten – zwei Tauchgänge pro Tag wären unserem Geschmack nach ausreichend, doch das Tauchen ist eben im Preis inklusive. Trotzdem kneife ich heute Nachmittag. Stattdessen baumele ich in der allseits begehrten Hängematte im Schatten und gebe mich träge dem friedvollen Ambiente hin. Ein Wispern geht durch die Palmwedel, meine Gedanken werden fortgetragen. Verträumt nehme ich das unbekümmerte Trällern der Vögel wahr, im Hintergrund ertönt leise Bob Marley.
Ein neuer Tag ist erwacht. Heute Morgen fahren wir gleich für zwei Tauchgänge hinaus, mit dem Ziel: Half Moon Caye. Die halbmondförmige Koralleninsel ist Teil des ersten maritimen Naturschutzgebietes von Belize – Fischen ist strengstens untersagt. Nach der ersten Stunde Unterwasser werden wir an Land geschippert. Wir sind buchstäblich geblendet – zuckerweiss der feine Sand, das Meer türkisfarben. Das kleine Eiland ist von dichtem Dschungel überzogen und beherbergt einen Nistplatz für eine Kolonie Rotfusstölpel und Prachtfregattvögel, bietet aber auch anderen Vögeln und Reptilien Zuflucht und Lebensraum. Nachdem uns der einheimische Luis in die Vogelwelt entführt hat, zeigt er uns, wie man erfolgreich eine Palme erklimmt und öffnet geschickt ein paar der herabgefallenen Kokosnüsse. Genüsslich schlürfen wir das frische Kokoswasser – frischer geht nimmer.
Mein Atem stockt, ein Hai schaut mir geradewegs in die Augen. Ahnungslos durch Riffblöcke auf ein Sandplateau getaucht, kommt uns der samtig graue Kerl einen Tick zu nah, zumindest für mein Empfinden. Bedächtig umkreist er uns, als scheine er sich für uns zu interessieren. Mir wird klar, dass er sich nicht normal verhält, sondern eine Mahlzeit riecht. Nein, glücklicherweise sind es nicht wir Taucher, die auf seinem Teller landen, sondern blutende Rotfeuerfische. Denn Luis, heute mit einem Speer bewaffnet, stösst kaltblütig ins Herz der giftigen Kreaturen. Die rotbraunen Fische mit weissen Streifen und strahlenartigen Flossen gelten in der Karibik als zerstörerische Eindringlinge, kommen sie ursprünglich aus dem Indopazifik. Angeblich sei es ein Fluch, wie rasch sie sich verbreiten und das hiesige Riffsystem gefährden. Deshalb ist es legal oder gar eine Aufforderung, die bösen Rotfeuerfische abzuschiessen. Zwischenzeitlich hat ein zweiter Riffhai Blut gerochen und es sind nun deren zwei, die harmonische Runden um uns drehen. Es ist zwar betörend, die grossen Brocken aus nächster Nähe unter die Lupe zu nehmen, dennoch können wir das hautnahe Rendezvous nicht rundum geniessen. Aufregend, fast zu aufregend. Eine gewisse Angst, mit den Rotfeuerfischen verwechselt zu werden, bleibt.
Das „Great Blue Hole“ ist DER Tauchspot schlechthin – gerühmt, berühmt und berüchtigt. Das grosse blaue Loch ist schon fast so etwas wie ein Symbol für Belize. In den Siebzigerjahren vom weltbekannten Meeresforscher Jacques Cousteau erforscht und durch seinen Dokumentarfilm beträchtliche Aufmerksamkeit erlangt, lockt es seither zahlreiche Schaulustige an. Das tiefblaue Riesenloch liegt im Zentrum des Lighthouse Reef Atolls, nur gerade ein Dutzend Kilometer von Long Caye entfernt. Dennoch ist es erst sieben Uhr in der Früh, als wir kribbelig ins Boot klettern. Das sanftmütige Meer glänzt verheissungsvoll in der schräg stehenden Morgensonne.
Eine Viertelstunde später drosselt Carlos das Tempo und deutet mit seiner Hand auf das vor uns liegende Naturwunder. Doch das Blue Hole, das auf Luftaufnahmen als klar abzugrenzender blauer Kreis mit einem Korallensaum auftrumpft, ist aus unserer Perspektive eigentlich gar nicht auszumachen. Da nützt weder das perfekte Bild im Kopf, noch eine blühende Fantasie. Doch darauf waren wir gefasst, sind wir schliesslich nicht blauäugig. Dafür sind wir die ersten am Platz. Schweift unser Blick jedoch in Richtung Westen, wird unmissverständlich klar, dass wir nicht mehr lange unbehelligt bleiben. Das Blue Hole wird tagtäglich auch von weit her angefahren. „Los, macht euch bereit“, heizt uns Luis an und bläut uns die Abläufe des bevorstehenden Tauchgangs ein.
Das nahezu kreisrunde Loch mit einem Durchmesser von rund 330 Metern war ursprünglich eine Höhle, die vor Jahrtausenden in sich zusammenbrach und durch den steigenden Meeresspiegel geflutet wurde. Die Tiefe des mysteriösen Blue Hole misst beachtliche 124 Meter. Wie gewohnt lassen wir uns rückwärts von Bord kippen und sinken leicht erregt in die Tiefe. Hoffentlich klappt es reibungslos mit dem Druckausgleich, denn spätestens innert zwei Minuten sollten wir uns unten an der Riffkante auf 14 Metern einfinden, warnte uns Luis nachdrücklich. Alles bestens, zuvor durch trübes Nass getaucht, segeln wir nun entlang der Wand hinab in die klare, düstere Untiefe. Anfänger haben hier rein gar nichts verloren. Denn erst auf 35 bis 40 Meter eröffnet sich das unterirdische Höhlensystem.
Uups, plötzlich bin ich gezwungen, abrupt innezuhalten. Mein linkes Ohr spielt mir einen bösen Streich und sträubt sich vehement gegen die rasante Liftfahrt ins Untergeschoss. Roland als mein Tauchbuddy bleibt an meiner Seite, bis sich mein verwirrtes Ohr mit den steigenden Druckverhältnissen angefreundet hat. Weit unter uns schwebt der Rest unserer Gruppe in diffuser Düsterheit. Endlich auch dort unten auf knapp 45 Metern angelangt, können wir wieder in Ruhe durchatmen und uns dem eigentlichen Spektakel dieses Tauchgangs widmen. Eine Galerie mit zahlreichen fetten Kalksteinsäulen, sogenannten Stalaktiten, mit einer beeindruckenden Länge von bis zu acht Metern präsentiert sich vor unseren Masken. Noch kaum Zeit gehabt richtig ins Staunen zu geraten, drängt Luis schon zum Auftauchen. Die maximal mögliche Tauchzeit auf dieser Tiefe ist kurz und stösst bereits an ihre Grenzen, der Weg an die Wasseroberfläche zurück lang.
Langsam steigen wir Meter um Meter an, stets bedacht, die angeratene Aufstiegsgeschwindigkeit nicht zu überschreiten und unsere Gesundheit nicht leichtsinnig in Gefahr zu bringen. Das Meeresleben im Blauen Loch ist gering und die Sicht weiter oben wieder milchig, was mich unvermittelt an den heimischen Bodensee erinnert. Nach einer halben Stunde den Kopf bereits wieder aus dem Wasser gestreckt, hieven wir uns zurück aufs Boot. Das wars. DER Tauchspot von Belize. Viel erwartet haben wir nicht, ein bisschen enttäuscht sind wir aber trotzdem. Ein spezielles Erlebnis ist es aber alleweil, wir möchten es nicht missen. Doch die tatsächlichen Stars sind zweifelsohne die mit Korallen geschmückten Riffe mit vielversprechenden Namen wie „Aquarium“ oder „Painted Wall“, wo es sich hemmungslos mit Fischen flirten lässt…
Und schon ist er da, unser letzter Tag. Auf dem allerletzten Tauchgang, wie immer mit strömungsarmen Verhältnissen, begleitet uns die letzten Momente geduldig eine zutrauliche Schildkröte und versüsst uns den Abschied. Wehmütig blicken wir beim Auftauchen von weiter oben auf das anmutige Geschöpf herab, beobachten, wie es gelassen durch die Korallen paddelt, bis es dann allmählich unseren Blicken entschwindet. Es war wunderbar, die Schätze der Unterwasserwelt wieder einmal ausgiebig zu erforschen. Roland trägt nun insgesamt 15 Tauchgänge mehr auf dem Buckel, und ich – der verführerischen Hängematte zufolge – einen weniger.
Abends schlendern wir noch ein letztes Mal über den sandigen Pfad durch den Tropenwald, bis auf die Westseite der Insel zum Anlegesteg. Die Holzplanken führen weit hinaus über das seichte, seelenruhige Wasser. Allmählich senkt sich die glühende Sonne dem Horizont entgegen und taucht die Szenerie in ein goldenes Licht. Gemütlich sitzen wir da und geniessen die Magie der Abendstimmung, während wir unter uns beinahe die Show verpassen.
„Da, schau mal“, gluckst Roland, und zückt blitzschnell seine Kamera. Wow, ein Adlerrochen, nein es sind sogar zwei. Elegant fliegen sie vorbei, nur um etwas später erneut aufzukreuzen. Unermüdlich ziehen sie weite Schleifen, ganz nah am Holzsteg vorüber, wo wir von oben herab überwältigt diese weiss gepunkteten Artgenossen bewundern. Als dann unverhofft einer der bildhübschen Rochen aus dem Wasser springt, macht auch unser Herz einen Sprung, vor Freude. Der Sonnenball kurz nach sechs in den Fluten am Horizont ertrunken, verfärben sich kurzerhand die Wolkenschlieren. Der Himmel malerisch in ein kräftiges Orangerot gepinselt, wirkt wie ein Gemälde eines Künstlers. Doch schon kurz darauf umarmt uns die herabfallende Dämmerung.
Die Nacht genau so lang wie der Tag, schleichen wir am nächsten Morgen schon um halb sechs auf leisen Sohlen aus dem Haus. Auf dem kurzen Bummel zum Steg auf der Ostseite der Insel, lauern uns angriffslustig Stechmücken auf. Diese Plagegeister sind das einzige Negative im Paradies, vor allem in der Windstille der letzten Tage. Der angestrebte Sonnenaufgang passiert leider im Versteck, schieben sich stets graue Wolken gemein vor den aufsteigenden Feuerball.
Flink kramen wir unser Siebensachen zusammen – die Tauchausrüstung müssen wir sogar halbnass verpacken. Hungrig schlemmen wir uns durch das kleine, aber feine Frühstücksbuffet, dann heisst es endgültig Abschiednehmen. Alle sieben Gäste reisen heute ab, die liebenswürdige Crew winkt am Steg. Schwankend knattern wir ins wiegende Meer hinaus. Das Palmendickicht wird kleiner und kleiner und schneller als uns lieb ist, ist es spurlos verschwunden. In unsere Gedanken versunken, umhüllt von salziger Luft, fegen wir dem Festland entgegen…
Hallo ihr zwei Reisefüdlis
Wow, das Great Blue Hole sieht von der Vogelperspektive genial aus. Immer wieder spannend eure Berichte zu lesen. Sind schon gespannt, wo eure nächste Reise hingeht.
Liebe Grüsse aus Argentinien,
Reni
Hallo liebe Reni
Schön, bist du mit uns abgetaucht!
Unsere nächste Reise ist zwar aufgegleist, doch bis es losgeht, müssen wir uns noch etwas gedulden. Im November/Dezember steht Indonesien auf dem Plan, nochmals tauchen, in den Nordmolukken und auf Raja Ampat… yeah!
En liebe Gruess an euch beide nach Südamerika…
Christine und Roland