02.09. – 11.10.2012
Ein Lächeln aus Indonesien…
Hier ein Lächeln, da ein Lächeln, dort ein freundliches „hello mister“, die übliche Begrüssung für Weisse, manchmal ungeachtet, ob für Mann oder Frau. Die überaus freundliche Bevölkerung heisst uns herzlich willkommen. Selamat datang!
Ich bin mit Roland auf Sulawesi, einer der zahlreichen indonesischen Inseln und wir schnuppern wieder einmal vertraute asiatische Luft. In einem kleinen Tauchresort ganz im Norden, an der Küste bei Manado gelegen, klimatisieren wir uns langsam an die tropischen Verhältnisse an. Wir konzentrieren uns zuerst auf die Welt unter Wasser und erforschen einige der nahegelegenen Tauchgründe. Bekannt sind diese vor allem für die kleinen und kleinsten Lebewesen wie farbig gemusterte Naktschnecken, getarnte Krabben oder Mini-Garnelen. Manchmal wäre eine Lupe hilfreich… Auf der einen Seite finde ich diese Winzlinge faszinierend, aber ich erfreue mich vor allem an den grösseren Dingen. So sind mir die vielen Schildkröten sehr willkommen, die elegant vorbeisegeln oder manchmal schlafend in einer Riffwand liegen. Auch bleibt genügend Zeit für den Liegestuhl und um uns etwas eingehender auf die Reise der kommenden Wochen vorzubereiten. Die Insel will erkundet werden!
Unser erstes Ziel ist ein kleines Dorf namens Batuputih, ganz im Nordosten gelegen. Die Busfahrt setzt ein mehrmaliges Umsteigen voraus, aber in wenigen Stunden erreichen wir den kleinen, sympathischen Fischerort. Dieser liegt an einem langen, schwarzen Sandstrand. Was aber lockt, ist das Naturschutzgebiet Tangkoko. Spätnachmittags ziehen wir mit einem Ranger los. Im Regenwald treffen wir vorerst lediglich auf einige Vögel. Ich möchte jedoch unbedingt Tarsier, im Deutschen Koboldmakis genannt, sehen. Diese süssen Tiere sind nur etwa faustgross, hinzu kommt ein etwa doppelt so langer Schwanz und verhältnismässig sehr grosse, runde Augen. Kurz vor dem Eindunkeln stossen wir auf einen Baum, wo sich drei dieser nachtaktiven Lebewesen blicken lassen. Sie sind wohl gerade erst aufgestanden, tagsüber schlafen sie in Baumhöhlen. Wir können die putzigen Tierchen eingehend betrachten. Ich bin begeistert und für mich ist der Tag somit geglückt!
Frühmorgens des folgenden Tages rücken wir noch einmal in den Dschungel aus. Es ist bereits heiss und feucht. Mir treibt es den Schweiss schon bald aus allen Poren, die Kleider kleben unangenehm am Körper. Wir stiefeln auf und ab, aber die Anstrengung lohnt sich. Wir haben das Glück, Nashornvögel zu sichten. Namensgebend ist der grosse, schön gebogene Schnabel. Auch sind die riesigen Vögel mit einem hübschen, farbenfrohen Federkleid versehen. Hoch oben in den Bäumen wartet ein Junges im Nest hungrig auf sein Futter, und wir warten auch. Schon bald kommt der Vogelvater und wir können die Fütterung vortrefflich beobachten. Von Schnabel zu Schnabel werden die Kalorien ausgetauscht. Mein absolutes Highlight sind jedoch die Affen, die schwarzen Makaken. Wir stossen auf ein riesiges Rudel mit vielen Jungtieren. Die über 50 Tiere verhalten sich gemäss Jun, unserem Führer, auffällig. Alle verharren mehr oder weniger an derselben Stelle, vielleicht sei eine Schlange da. Mit einem Ast stochert er etwas im laubigen Untergrund. Siehe da, eine wohlgemusterte Python kommt zum Vorschein. Nun offensichtlich gestört, zeigt sich die etwa drei Meter lange, dicke Schlange vollständig. Sie reckt ihren Kopf in die Höhe, windet sich elegant an einem Baum hoch. Wir, sowie auch die Affen, können das massige Tier aus nächster Nähe betrachten. Weit über dem Boden schlingt sie sich um einen Ast, das grosse Knäuel legt sich zur Ruh. Nun ziehen die Affen langsam weiter, den Feind im Blickfeld. Wow, das war ein grandioses Schauspiel!
Auf unserem Weg nach Süden lohnen die Togian-Inseln einen Abstecher, sie sind die lange Seereise wert. Die Fähre verkehrt nur zweimal die Woche. Um diese nicht zu verpassen, fliegen wir von Manado nach Gorontalo, was mit dem Bus eine Tagesreise bedeutet hätte. Frühabends dort gelandet, lassen wir uns mit einem Taxi vom Flughafen direkt zum Hafen chauffieren. Die Überfahrt mit der Fähre dauert rund 12 Stunden, eine Fahrt in die dunkle Nacht hinaus. Wir sitzen auf Deck und es weht uns eine noch immer tropisch warme Brise um die Ohren. Für die Nacht können wir zum Glück eine der wenigen Kabinen ergattern, um nicht sitzend schlafen zu müssen. Uns wurde im Vorfeld gesagt, die Kabinen seien für sechs Leute, aber zu unserem Erstaunen ist da nur ein Doppelbett. Gross ist die Freude, und wir lassen uns in den Schlaf schaukeln…
Frühmorgens ist Land in Sicht. Die wunderschönen Togian-Inseln bestehen aus einer Gruppe eng beieinander liegenden Koralleninseln und sind zum Teil sehr dicht bewaldet. Wir legen in Wakai, dem Hauptort, an. Welche Insel wird nun für ein paar Tage unsere auserwählte? Wir konnten uns anhand des Reiseführers nicht entscheiden. Verschiedene Boote stehen abfahrtsbereit zu den kleineren Inseln. Spontan entscheiden wir uns für Bolilanga Island. Alan, der Manager, hat uns von seiner winzigen Insel mit den 12 Bungalows schnell überzeugt. Und wir bereuen die Entscheidung nicht. Nach einer guten Stunde Fahrt in einem kleinen, unbequemen Holzboot ziehen wir in eine dieser Holzhütten ein. Einfach und rustikal, ein Bett mit Mückennetz, das reicht. Im Bad gibt es keine Dusche, sondern das für Indonesien typische Mandi. Ein Becken mit kaltem Wasser und eine Schöpfkelle, mit der man sich mit dem kühlen Nass übergiesst. Besser als jede schlechte Dusche! Auf der Veranda sitzend können wir den Ausblick auf den strahlend weissen, feinen Sandstrand und das Meer geniessen. Das Wasser ist türkisfarben und oft spiegelglatt. Es ist fast badewannewarm, also keine grosse Abkühlung. Das Eiland ist schmal, so dass sich vom Restaurant rechts sowie links aufs Meer blicken lässt. Die Brise, die so durchwehen kann, ist mir mehr als willkommen! Vollpension inklusive, gegessen wird mit den anderen Gästen zusammen am langen, familiären Tisch. Gibt es heute wohl Reis und Fisch oder Fisch und Reis? Dazu gibt es jeweils noch etwas Gemüse und manchmal eine Banane. Man gewöhnt sich an das etwas eintönige Essen, aber viel mehr ist auf diesen abgelegenen Inseln offenbar nicht erhältlich…
Es gefällt uns hervorragend hier, und wir bleiben etwas länger als geplant. Ich schätze die Ruhe und die Hängematte, die Tage vergehen erstaunlich schnell. Einen Tag schippern wir mit einem Boot den Inseln entlang und schnorcheln an ausgesuchten Plätzen, um die Fische diesmal von oben zu grüssen. Auch gibt es einen See mit gefahrlosen, grossen Quallen. Ein eigenartiges Gefühl, diesen sonst oft giftigen Organismen so nah kommen zu dürfen. Dies sei einzigartig… Auch statten wir einst dem Fischerdorf vis-à-vis unserer Insel einen Besuch ab. Die Leute lächeln freundlich und die Kinder sind aus dem Häuschen. Gerne posieren sie für ein paar Fotos. Es passiert uns auch nicht selten, dass Einheimische von oder mit uns ein Bild knipsen wollen. Das ist mir früher kaum passiert. Da mittlerweile auch viele Leute über ein Handy mit Kamera verfügen, besteht für sie bestimmt erst heute überhaupt die Möglichkeit dazu. Ungewohnt, aber man gewöhnt sich daran!
Die Inselzeit ist um. Es ist frühmorgens und wir besteigen die Fähre, die südwärts dem Festland zusteuert. Wir setzen uns draussen und geniessen den angenehmen Fahrtwind. Bald schon ziehen jedoch dunkle Wolken auf und es fängt zu regnen an. Nach und nach ziehen sich alle Passagiere ins Innere des Schiffes zurück. Dort wird es sehr eng und so harren wir an Deck aus. Dank Regenjacke werden wir nicht völlig durchnässt. Schliesslich öffnen sich auch wieder Lucken im verhangenen Himmel und die Sonne schickt ein paar Strahlen durch. Nach rund 8 Stunden legen wir in Ampana auf dem Festland an. Es gibt nicht viel hier. Ich geniesse es jedoch ab und zu, einfach durch die Strassen zu schlendern und dem alltäglichen Leben zuzuschauen. Häufig wird man gefragt, wohin man geht. Aber wir gehen eigentlich nirgends hin und das verstehen die Leute oft nicht. So antworten wir mit „jalan jalan“, was in indonesisch soviel heisst wie spazieren. Das kommt dann an und entlockt ihnen meist ein herzhaftes Lachen. Am Wasser gibt es eine Handvoll einfache Restaurants, wo wir abends etwas zu uns nehmen. Was wohl, einmal mehr Fisch und Reis!
Der wahrlich abenteuerlichste Reisetag steht uns bevor, aber ich weiss es zum Glück noch nicht. Mit einem Minibus fahren wir der Küste entlang, Etappenziel Poso. Wir dürfen die Sitzplätze ganz vorne, neben dem Fahrer, in Anspruch nehmen. Ich bereue es aber schon bald, man sieht manchmal etwas zuviel. Unser junger Fahrer klebt richtiggehend am Lenkrad, zwinkert ständig nervös mit den Augen und raucht eine Zigarette nach der anderen. Gut, das Letztere ist wenig besorgniserregend, eher eklig. Es rauchen fast alle Männer, deswegen bleibt mir nichts anderes übrig, als mich daran zu gewöhnen. Die Strecke ist reich an Kurven. Anfangs sind wir mit vorsichtigem Fahrstil unterwegs. Kaum überholt von einem anderen Minibus befinden wir uns in einem Rennen. Unser Fahrer holt auf, fährt nah auf, überholt… einfach haarsträubend! Die Strecke ist eigentlich wunderschön, üppig grün mit sagenhaften Meerblicken. Ich kann es aber nicht richtig geniessen, bin ich zu angespannt. Früher als erwartet, aber heil, werden wir auf einem ausgestorbenen Busbahnhof im Poso ausgesetzt. Für die Weiterfahrt wird uns ein Minibus, exklusiv für uns, zu einem überteuerten Preis angeboten. Wir steigen nicht ins Geschäft ein und setzen uns, abwarten was passiert. Plötzlich taucht ein Typ auf, der uns das Büro zeigt, wo wir einen Fahrschein für den öffentlichen Minibus kaufen können. Geht doch! Eine Klapperkiste steht bereit und kurz darauf geht es los. Der Motor und die Bremsen tönen noch schlimmer, wie zu vermuten war. Am Strassenrand wird noch ein weiterer Passagier aufgegriffen. Bergwärts angehalten – der Fahrer hilft das Gepäck aufladen – fängt das Fahrzeug plötzlich an rückwärts zu rollen. Roland reagiert schnell und gut, zieht vorne die Handbremse. Gleichzeitig springt der Fahrer hinter das Fahrzeug und legt vermutlich einen Stein hinter das Rad. Die Handbremse habe nicht gezogen, meint mein Schatz. Die restlichen Passagiere sind jedoch entzückt und danken dem Mister herzlich für seinen tollen Einsatz! Mit maximalen 30 Stundenkilometern klappern wir nach Tentena, wo wir wieder auf einem verlassenen Busbahnhof, ausserhalb des Zentrums, enden. Weit und breit ist keine Transportmöglichkeit zu sichten. Nach einer Weile taucht ein Motorrad-Taxi, ein sogenanntes Ojek, auf. Zwar überhaupt nicht mein bevorzugtes Transportmittel, aber nach so einem Tag werde ich dies auch noch überstehen. So endet diese Reise abends müde in einem freundlichen, familiären Homestay.
Tentena ist ein kleiner, friedlicher Ort und liegt an einem See, dem Lake Poso. Wegen seiner Lage auf 600 m Höhe bringt der Abend jeweils eine wohlige Abkühlung. Zahlreiche Kirchen dominieren die Strassen. Hier sowie in anderen Regionen Sulawesis sind die Christen in der Mehrheit, im sonst stark muslimisch geprägten Indonesien. Eine Moschee fehlt aber nicht und deren Singsang sowie das Krähen der Hähne weckt uns jeweils vor 5 Uhr in der Früh. Mit Agus an unserer Seite erkunden wir die Gegend. In ihm haben wir einen sehr sympathischen, lieben Führer gefunden, dessen Englisch ausgezeichnet ist. Man ist hier mit Motorrädern unterwegs. Das heisst für uns, hinten Platz zu nehmen. Mit noch einem zweiten Fahrer sind wir also zu viert unterwegs. Ich kann glücklicherweise schnell Vertrauen fassen und die Fahrten auch halbwegs geniessen. Nur auf diese Weise ist es möglich, auch etwas von der ansehnlichen Umgebung zu sehen. Einen Tag trekken wir im dichten Regenwald. Richtige Wege sind zwar nur spärlich vorhanden. An der Front haben wir einen Ranger, ausgerüstet mit einer Machete, der uns oft den zugewachsenen Weg freischlägt. Es geht sehr steil hinauf und auch wieder runter, ich bin schweissgebadet und gerate ausser Atem. Mittags deckt Agus auf einem grossen Palmenblatt liebevoll ein Buffet mit lokalen Köstlichkeiten. Auf einem Feuer kocht er Tee für uns, gleichzeitig soll der Rauch die vielen Mücken vertreiben. Neben diesen Plagegeistern sehen wir diesmal leider kaum Tiere. Der Höhepunkt des Tages ist ein vielstöckiger, bildschöner Wasserfall und dessen nasse Erfrischung.
Die Weiterfahrt südwärts gestaltet sich mit öffentlichen Verkehrsmittel nicht wie gewünscht, es gibt kaum Busse und wenn, dann nachts. So machen wir, wie die Mehrheit der Reisenden, Gebrauch von einem Auto mit Fahrer. Die meisten Tourristen reisen in umgekehrter Richtung. Da die Fahrer sowieso wieder zurück müssen, können wir für nur einen Drittel des Fahrpreises, was etwa 60 Franken entspricht, die etwa 11-stündige Fahrt in Angriff nehmen. Wir legen um 5 Uhr im Morgengrauen los. Die Strecke ist sehr kurvenreich und die Strasse teilweise in schlechtem Zustand. So kommen wir teilweise nur langsam voran. Die Fahrt gestaltet sich aber kurzweilig. Die Gegend ist reizend, die Vegetation sehr üppig und saftig grün. Am späten Nachmittag fahren wir in unserem Ziel ein…
Rantepao ist der Hauptort vom Tana Toraja, dem Land des Toraja-Volkes. Viele kleinere Dörfer liegen in dieser gebirgigen und fruchtbaren Landschaft, auf durchschnittlich 700 m Höhe. Somit herrscht ein etwas kühleres Bergklima, was angenehm ist. Müde von der langen Fahrt erkunden wir am frühen Abend die Stadt. Aufs Erste bin ich ziemlich geschockt… Müll am Strassenrand, offene muffige Abwasserkanäle, der Verkehr… alles etwas chaotisch und zuviel für uns. Haben wir uns doch bis anhin nur in kleinen Orten oder am Meer aufgehalten. Was uns aber erfreut ist ein Restaurant, zwar ausschliesslich von Touristen besucht, aber mit einer abwechslungsreichen Speisekarte mit grosser Auswahl. Das Essen schmeckt zwar nicht besonders und Roland kann noch die ganze Nacht davon zehren. Es plagt ihn und kommt schlussendlich rasant unten sowie unverdaut oben raus. Mich erwischt es am nächsten Tag, warum auch immer. So sind wir für zwei, drei Tage lahmgelegt.
Danach gilt es, uns mit der Umgebung und Bräuche der Torajas vertraut zu machen. Ihre Dörfer und Häuser haben einen ganz speziellen Stil. Auch die Totenrituale – Gräber und Beerdigungen – sind einzigartig. Sogar als Tourist hat man die Möglichkeit, solchen Begräbniszeremonien beizuwohnen. Oft ist seit dem Todesfall über ein Jahr vergangen, bis alles geplant und genügend Geld gespart ist. Es werden zahlreiche Schweine sowie manchmal auch Büffel geopfert, die ihren Preis haben. Je nach Rang und Ansehen der verstorbenen Person fallen die Zeremonien in kleinerem oder grösserem Rahmen aus. Es sind Hunderte bis Tausende von Leuten anwesend und das Areal mit ausschliesslich für diesen Anlass angefertigten Bambusbauten gleicht einem grossen Festplatz. Es ist keine traurige Angelegenheit und die Festivitäten dauern oft mehrere Tage. Wir sind mit Rante da. Ein Führer ist fast unabdingbar, gibt es doch bestimmte, uns nicht bekannte, Verhaltensregeln einzuhalten. Kaum angekommen werden auf brutalste Weise drei Büffel geschlachtet. Mit dem Messer ein Hieb durch die Kehle, das Gewebe klafft weit auseinander, Blut ergiesst sich in grossem Bogen auf den Boden. Das Tier taumelt, bis es schliesslich stolpernd zu Boden fällt. Noch mehrere Male ein letztes Aufbäumen, ein Ringen mit dem Tod, grausig! Ich kann nur mit einem Auge zuschauen. Kurz darauf werden die toten Tiere gehäutet und zerlegt, das Fleisch wird teilweise auf der Stelle gekocht und die restlichen Stücke unter den Trauergästen verteilt. Das Fest nimmt seinen Lauf. Es wird gesungen, getanzt, gegessen, getrunken, kondoliert und weiter geopfert. Das Metzgen der Schweine empfinde ich schon fast human. Ein Stich ins Herz, kein grosses Blutvergiessen, das Tier ist tot. Beim Ausnehmen der ganzen Innereien muss ich dann doch nochmals leer schlucken. Die Sau wird in Stücke gehauen, ein Teil davon zerkleinert, gewürzt und in grosse Bambusrohre gestopft. So wird das Ganze über dem Feuer gebraten. Die Leber, anscheinend das delikateste Stück, wird in grosse Stücke geschnitten, aufgespiesst und gegrillt. Wir dürfen kosten… so frisches Fleisch esse ich bestimmt zum ersten Mal. Wider Erwarten schmeckt es sehr lecker! Wir sind etwas abseits des grossen Geschehens in einer kleinen Runde. Die Leute zeigen Freude, dass wir hier sind und diese Angelegenheit mit ihnen teilen. Ein wahrhaftig eindrücklicher Tag!
Alle sechs Tage findet ein grosser Viehmarkt statt, wo vor allem Schweine und Büffel gehandelt werden. Hunderte von Tieren stehen zum Verkauf bereit. Für grössere Büffel muss etwa soviel wie für einen Kleinwagen hingeblättert werden, Albino-Büffel sind die wertvollsten aller. Das Quietschen der Schweine geht durch Mark und Bein. Die Viecher sind bereits liegend auf Bambustragen festgebunden, zum Abtransport bereit. Sie werden so auf eine Schubkarre oder auf ein Motorrad geladen. Diese armen Sauen tun mir echt leid!
Nur wenige Reisfelder der Umgebung erstrahlen in grüner Farbe, ist der Boden zu trocken, die Regenzeit steht erst bevor. Trotzdem kommt die reizende Landschaft zur Geltung. Wir wandern mit Rante, unserem herzlichen, besorgten Führer, einen Tag lang von Dorf zu Dorf. Auch hilft er uns, für unsere Weiterreise Bus- und Flugtickets zu erstehen und ist sehr bemüht. Er ist keine Ausnahme, sind die Leute der englischen Sprache mächtig, helfen sie gerne und ehrlich. Aber häufig stossen wir an sprachliche Grenzen. Die Einheimischen sind oft enttäuscht, dass sie sich nicht mit uns austauschen können, da wir ihre Sprache nicht beherrschen. Uns tut es auch leid!
Ein Tag Busfahren steht an, die letzte Etappe ganz in den Süden. Vom Bus selber bin ich höchst positiv überrascht. Dieser ist relativ neu, bietet Sitze wie in einer Business-Class mit viel Beinfreiheit und verfügt über grosse Fenster, die beste Ausblicke auf die spektakuläre, bergige Strecke gewähren. Es ist schon stockdunkel, als wir nach über 10 Stunden Fahrt in Makassar eintreffen. Auf diese stickige Grossstadt lassen wir uns jedoch nicht näher ein und nächtigen im Flughafenhotel. Nächstentags besteigen wir das Flugzeug nach Manado, zurück zu unserem Ausgangspunkt im Norden.
Es bleiben uns noch ein paar Tage, die wir in Tomohon, eine Fahrstunde entfernt in der Höhe verbringen. Das Gebirgsstädtchen liegt eingebettet zwischen mehreren Vulkanen. Unser Plan, den einen zu besteigen, ist zum Scheitern verurteilt. Wir erfahren, dass dieser in den letzten Wochen zu spuken angefangen hat. Auch gibt es Seen und heisse Quellen in der Umgebung. Eine grosse, warme Badewanne inmitten der Natur, an diesem verhangenen Nachmittag eine Wohltat. Auch wagen wir den Besuch des lokalen Marktes. Man munkelt, die Einheimischen hier essen alles mit vier Beinen, ausser Tischen und Stühlen. Unter anderem werden da auch Hunde, Schlangen, Ratten und Fledermäuse feilgeboten. Die einen liegen schon zu Tode erstart auf dem Ladentisch, die anderen sind noch in Käfigen und kennen ihr Schicksal noch nicht genau. Diese schlachthausähnliche, geruchsintensive Erfahrung kann mir aber nicht mehr viel anhaben, Nase zu und durch. Trotzdem sind mir die farbenfrohen Stände mit exotischen Früchten und knackigem Gemüse um einiges lieber! Der Ort selber bietet sonst wenig, so geniessen wird auch ein paar gemütliche Stunden auf der grossen Veranda unseres geschmacksvollen Bambusbungalow, umgeben von Bananenbäumen und anderen tropischen Gewächsen. Mir gefällt dies prima!
Die eigentliche Reisezeit ist um. Wir kehren in das uns bereits vertraute Tauchresort an der Küste zurück. Während unserer Abwesenheit wurde hier vertrauensvoll unsere Tauchausrüstung aufbewahrt. In einer knappen Stunde bringt uns ein Boot auf die vorgelagerte, kleine Insel Siladen. Nebenan liegt das grössere und bekanntere Eiland namens Bunaken. Es warten hier einige der angeblich besten Korallenriffe auf uns. Wir verbringen unsere letzte Woche da, es ist schlichtweg traumhaft! Unser geräumiges, stilvolles Bungalow liegt nur wenige Meter vom Strand entfernt. Dieser ist gesäumt von Palmen und weiterem schattenspendendem Grünzeug. Von der Veranda und den Liegestühlen davor bietet sich ein bildschöner Blick auf das oft glatte Wasser. Auch die gesamte Anlage ist geschmacksvoll gestaltet und lädt ein, die Seele baumeln zu lassen. Morgens steuern wir mit dem Tauchboot die diversen Tauchplätze an und geniessen jeweils zwei Tauchgänge. Die Unterwasserwelt ist fantastisch! Viele Riffe sind intakt, dicht von Korallen bewachsen und mit unzähligen, farbenfrohen Fischen und kleinsten Kreaturen bestückt. Oft herrschen unter Wasser Strömungen, welche auch Grosses, wie Haie oder Rochen, anziehen. Nachmittags bin ich meistens recht müde, sei es vom Tauchen, der Hitze oder dem reichhaltigen Mittagsmahl. Die Tische werden im Schatten direkt am Sandstrand gedeckt, was ich wunderbar finde. Die Zeit ist reif für den Liegestuhl. Eine warme Brise weht vom Meer her, die trägt einem weit weit weg…
Leider ist es Zeit aufzuwachen, die Abreise steht bevor. Die einst so lang erscheinenden fünfeinhalb Wochen sind um. Zurück bleiben die eindrucksvollen Erlebnisse und Erinnerungen an diese abwechslungsreiche, angenehme Reise durch Sulawesi, einen kleinen Teil von Indonesien!
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