Neuer Campervan, neues Glück?
Etwas angespannt fahren wir dem Ausgang des Marakele Nationalparkes entgegen, wissen nicht genau, was auf uns zukommt. Man erwartet uns mit einem neuen Campervan, das heisst einem Ersatzfahrzeug. Beim Gate möchte der Wachmann unser Vehikel kontrollieren, einen Blick ins Innere werfen. „What are you looking for?“, fragt Roland. „Maybe Rhino… „, meint er schulterzuckend. Nein, ein Nashorn haben wir also nicht dabei!
Der redselige André von der Vermietstation hat uns das Fahrzeug von Johannesburg hergefahren. Es sei alles doppelt kontrolliert worden und funktioniere reibungslos. Wir hoffen, ihm glauben zu können. Wir inspizieren den Camper und stellen schon bald fest, dass auch hier nicht alle Sonnenblenden der Fenster funktionstüchtig sind und man wohl auch da zum Hammer greifen muss, um einen Stecker in die Steckdose zu bringen. Am Telefon wurde uns das leider nicht gesagt, aber nun meint André: „Das ist normal, die Fahrzeuge sind nun mal nicht neu. Und übrigens, das Warnsignal „SRS“ habe seine Richtigkeit, denn als das Auto zu einem Camper umgebaut wurde, hat man den mittleren Sitz in der Fahrerkabine entfernt. Deshalb leuchte dieses Warnzeichen auf.“ Ich glaube, mich verhört zu haben. Denn zwei Tage vorher hat er uns am Telefon ans Herz gelegt, deswegen eine Garage aufzusuchen, unglaublich. Sowieso, er redet wie ein Wasserfall und widerspricht sich etliche Male. Nichts desto trotz, wir zügeln den gesamten Inhalt unseres Campervans und richten uns erneut ein. André gibt uns noch seine private Telefonnummer, versichert uns aber bereits zum dritten Mal, alles sei „double checked“, wir müssen uns keine Sorgen machen.
Unserer Reise geht, auch wenn etwas verspätet, weiter. Die Sonne brennt gnadenlos vom Himmel, im Fahrzeug herrscht eine Tropenhitze. Auch die Klimaanlage bringt die Temperatur nicht unter 30 Grad. Autsch, was glitzert denn da in der Windschutzscheibe? Das darf doch nicht wahr sein, es ist ein kleiner Sprung. Wir haben bestimmt keinen Steinschlag erwischt, das hätten wir auf jeden Fall bemerkt. Die Scheibe ist so dreckig und vogelverschissen, so ist es uns bei der Übernahme nicht aufgefallen. „Kein Problem, sofern der Sprung nicht grösser wird“, erwidert André gelassen am Telefon, als Roland ihn anruft. Klar, für ihn ist es natürlich kein Problem und wir hoffen fest, für uns wird es auch keines…
Wir sind unterwegs in Richtung Osten. Einen Tag später treffen wir in Letaba, einer waldreichen, üppig grünen Gebirgsgegend, ein. Haenertsburg, ein einstiges Goldgräberdorf, besteht hauptsächlich aus einer beschaulichen Hauptstrasse, die von hübschen kleinen Häusern gesäumt ist. Altmodische Läden verkaufen Antiquitäten und Kuriositäten. Am nächsten Morgen sind wir bereits in aller Herrgottsfrühe auf den Beinen. Um fünf Uhr morgens wird es bereits hell und sobald die Sonne am Himmel steht, heiss. Der Aufstieg zum Friedhof treibt uns trotz früher Morgenstunde den Schweiss aus den Poren. Es sei der schönste Friedhof ganz Afrikas, meint das Touristenbüro – wohl des Ausblickes wegen? Ein Rundwanderweg von zehn Kilometern führt uns durch Grasland und schattige Pinienwälder. Es bieten sich herrliche Ausblicke auf die umliegenden Hügel. Es tut richtig gut, sich nach einer Woche vorwiegend Sitzen, nun zu bewegen.
Die Fahrt über den Magoesbaskloof Pass führt durch dichten Urwald, Teeplantagen und vorbei an Obstplantagen. Die Strasse ist kurvenreich und steil. Wir fahren zurück ins Resort, wo wir auf einem der lauschigen Campingplätze hausen. Rund um uns ist es saftig grün, wir sind von Palmen umgeben. Der Sprung ins kalte Nass des Swimmingpools ist wohltuend. Ausser uns sind keine Gäste hier und wir geniessen die Ruhe.
In neuer Frische machen wir uns an die Arbeit, der Wassertank muss aufgefüllt werden. Bald plätschert es unter dem Auto, der Tank ist noch nicht voll und scheint zu überlaufen. Normalerweise müsste das Wasser aus dem Überlaufventil fliessen, wenn der Tank voll ist. Ach du meine Güte, was ist da los? Roland kriecht später unter das Auto und stellt fest, dass der Tank ein Loch von rund zwei Zentimetern hat. Wir schlucken zweimal leer. Einerseits kann also nur wenig Wasser gebunkert werden, andererseits kommt beim Fahren bestimmt Dreck in den Tank. Auch das Abwasser fliesst nicht auf „normalem“ Weg ab, es platscht unter der Spüle sofort auf den Grund, aus dem Ablassventil kommen nur noch wenige Tropfen. Immerhin fliesst kein Wasser in das Auto wie beim ersten Fahrzeug, aber verarscht fühlen wir uns sehr, da André uns versichert hat, das sei kontrolliert worden und funktioniere einwandfrei…
Den nächsten Tag widmen wir der Reparatur des Wassertanks. Nach Rücksprache mit der Vermietstation machen wir uns auf die Suche nach einer Autogarage, die sich unserem Problem annimmt. Es hiess, wir sollen doch das Loch mit Silikon stopfen. Auf eine Entschuldigung der widrigen Umstände können wir wohl noch lange warten. Wir sind mittlerweile echt genervt, denn seit der Übernahme vor einer Woche sind wir tagtäglich mit den Mängeln des Campers beschäftigt. Nachdem wir in mehreren Garagen abgewiesen werden, kann uns endlich eine Werkstatt weiterhelfen. Der Tank wird demontiert, das Loch verklebt – eine Garantie wird aber nicht gewährt. Wir hoffen aufs Beste – bis jetzt ist alles dicht, nur die Anzeige des Wasserfüllstandes funktioniert nicht mehr!
Wir fahren weiter ostwärts und verbringen zwei Nächte beim Merensky Nature Reserve in der Nähe von Letsitele. Unser Reisehandbuch verspricht eines der schönsten Naturschutzgebiete mit Zebras, Giraffen und Antilopen. Frühmorgens um sieben Uhr sind wir beim Gate. „You must come back at 8 o’clock“, sagt der Wachmann, ohne eine Miene zu verziehen. Kein Problem – wir haben Zeit, holen uns ein Buch, denn wir haben unseren Haushalt stets dabei. Es dauert nun aber keine zwei Minuten und das Einfahrtstor wird trotzdem für uns geöffnet, warum auch immer. Das Reservat ist durchzogen von Wanderwegen, die durch trockenes Buschland führen. „Wo sind auch all die Tiere?“, frage ich Roland nach einer Weile enttäuscht. Bis zum Ende unserer elf Kilometer langen Wanderung bleiben sie uns fern. Alles was uns zu Gesicht kommt sind riesige Termitenhügel sowie der Kot und die Spuren der Viecher. Mittlerweile strahlt die Sonne steil vom Himmel, wir sind erschöpft. Zurück beim Parkeingang legen wir uns auf die Wiese in den Schatten und dösen.
„Sieh mal, ein Affe“, wecke ich Roland. Schon bald kommt eine ganze Bande silbrig grauer Affen angetanzt. Viele junge Äffchen sind mit von der Partie – schlagen Purzelbäume, balgen zusammen und necken sich gegenseitig. Ein regelrechtes Affentheater!
Hey ihr zwei Lieben
So schön zu lesen und auch zu sehen, dass es euch gut geht! Ich wäre gerne mit dabei…
Liebe Christine, deine Berichte sind wieder so spannend zu lesen und lieber Roland, durch deine Bilder kommen bei mir wieder ganz viele Erinnerungen.
Schön dürfen wir so mit euch mitreisen!
Weiterhin eine gute, erlebnisreiche Zeit und viel Geduld und starke Nerven mit dem Camper :-)
Herzlichst Ruth
Liebe Ruth
Herzlichen Dank für deine Zeilen sowie Komplimente. Es freut uns, wenn du Spass hast mit uns mitzureisen und wir durch unsere Texte und Bilder deine eigenen Erinnerungen wachrufen können.
Wir wünschen dir eine angenehme Zeit und liebe Grüsse
Christine & Roland
Hoi zämä –
mit grossem Interesse verfolge ich im Internet eure abenteuerliche Reise.
Die äusserst spannend geschriebenen Berichte werden von den wunderbaren Fotos zu einer ganz tollen Lektüre abgerundet. Super Sache, Gratulation!
Ich danke euch beiden, dass ich auf diese Weise an eurer Weltreise teilnehmen darf und wünsche euch weiterhin viel Glück bei diesem Abenteuer!
Gend eu Sorg!
Liebe Grüsse aus Arbon
Hans Knöpfel
Hallo Hans
Vielen Dank für deine Komplimente. Es freut uns, wenn du im Internet mit uns mitreist.
Bist du dir bewusst, dass du, zwar nicht namentlich, in unserem Reiseblog erwähnt bist. Dank dir durften wir unsere früheren Reisen immer gemeinsam unternehmen. Herzlichen Dank!
Liebe Grüsse aus Südafrika
Christine und Roland