Paradiesische Likoma Island
Likoma Island und die kleinere Schwesterninsel Chizumulu liegen auf der Ostseite des Malawisees, nur wenige Kilometer vor der Küste von Mozambique. Die beiden Inseln gehören jedoch zu Malawi, sind sogenannte Enklaven. Likoma Island ist rund 17 Quadratkilometer gross und zählt einige Tausend Einwohner. Die Insel ist, abgesehen von einem über die Insel verlaufenden Hügelzug, eher flach und wartet mit zahlreichen Buchten und Sandstränden auf.
In einer dieser Buchten, unmittelbar am Strand, liegt unsere einfache Lodge im Osten der Insel mit Blick auf Chizumulu Island. Manchmal ist in weiter Ferne auch das Festland auszumachen. Unser Reisehandbuch bewertet die Unterkunft als das idyllischste Hotel von ganz Malawi, was vielleicht stimmen mag. Herzlichst werden wir von Evans begrüsst und in Empfang genommen. Er führt uns in eines der schnuckeligen Bungalows mit einem Open-Air-Badezimmer, das leicht erhöht über dem Strand liegt. Müde von der langen Reise nisten wir uns für den Rest des Nachmittags in den breiten Sesseln auf der Veranda ein und würdigen die fantastische Seesicht.
Aufwachen im Paradies! Auf drei Seiten unserer Hütte lassen sich Türen öffnen. Eine angenehme Brise zieht durch den Raum, sogar vom Bett können wir einen wunderbaren Seeblick geniessen. Der Restaurantbereich mit Sandboden ist mit alten Booten kreiert und birgt viele Sitz- und Liegemöglichkeiten. Die unzähligen farbigen Kissen sind ein Blickfang fürs Auge, man kann sich darauf aber auch bequem und weich betten. Und stets im Blick, das tiefblaue Wasser des Malawisees, das einem etwas an das karibische Meer erinnert…
Der einzige Wehmutstropfen – die dazugehörige Tauchbasis ist zur Zeit geschlossen. Wir haben uns bereits ausgemalt, hier in die Unterwasserwelt abzutauchen. Aber es soll nicht sein – die Manager sind im Urlaub, kein anderes Tauchcenter weit und breit. Das Reisen in der Nebensaison birgt eben manchmal auch Nachteile. Oft wird diese Zeit auch genutzt, um Renovationen zu vollziehen, was einem eine Baustelle und Lärm beschert. Dafür haben wir hier das ganze Reich für uns, keine weiteren Touristen sind da. Es gefällt uns ausgezeichnet in unserem neuen Daheim…
Roland fühlt sich nicht hundertprozentig wohl, das Essen auf der Fähre scheint seinen Magen verstimmt zu haben. So vergehen zwei Tage mit süssem Nichtstun, was uns beiden gut tut. Wir baden im lauwarmen, klaren See, schaukeln in der Hängematte und lassen unsere Seelen baumeln. Hier lässt es sich bestens entspannen, wir schätzen die Ruhe und können Kraft für unsere Weiterreise tanken. Aber seit wir am Malawisee sind, hat sich unser Wohlbefinden wieder gesteigert. Immer wieder schweift mein Blick zum plätschernden blauen Nass – paradiesisch. Das Wasser funkelt richtiggehend, wenn sich spätnachmittags die Sonne langsam dem Horizont entgegen neigt.
Heute schnüren wir die Schuhe, brechen auf zu einer Wanderung über die Insel. Der steile Aufstieg über die Hügelkette bringt uns in der Hitze schnell ausser Atem. Auf der anderen Seite zieht sich der Weg stetig bergab, hin zum Hafen und weiter zum Hauptort der Insel. Die Kathedrale ist DIE Sehenswürdigkeit von Likoma Island. Die riesige St. Peters Kathedrale ist wahrlich beeindruckend, über 100 Meter lang und wurde vor etwas mehr als 100 Jahren errichtet. Ansonsten gibt es hier nicht viel – ein paar winzige Shops, mehr nicht. Bald machen wir uns auf den Rückweg, erreichen in einer Stunde wieder unser kleines, feines Paradies.
Ein letztes Abendessen am Strand. Liebevoll deckt man uns jeweils einen kleinen Tisch direkt am Wasser, eine Öllampe spendet romantisches Licht. Die Köche beherrschen ihr Handwerk, das Essen ist würzig und lecker. Die Luft steht fast still, es ist heiss. Die letzten Tage waren wir mit sonnigem Wetter gesegnet, nun hängen dunkle Wolken bedrohlich tief, Blitze zucken am Himmel. Um vier Uhr morgens weckt uns kräftiger Regen, nimmt so schnell kein Ende. Warum ausgerechnet heute? Schon bald müssen wir aus den Federn, uns für den Aufbruch bereit machen. Es regnet immer noch in Strömen, grosse Wellen schlagen laut am Strand auf, alles ist grau in grau, der Horizont ist nicht auszumachen. Während des Frühstücks beruhigt sich das Wetter zum Glück, erste Sonnenstrahlen zaubern einen Regenbogen ins Bild.
Mit einem Pick-up-Taxi gelangen wir über arge Holperpisten auf die andere Seite der Insel zum Hafen. Es ist acht Uhr, vom Schiff fehlt noch jede Spur. “Es gibt zwar einen Fahrplan, aber man weiss nie”, erläuterte uns der sympathische Evans mit einem Schmunzeln im Gesicht, “manchmal fährt das Boot früher ab, sicher ist sicher”. So sitzen wir nun hier, warten geschlagene drei Stunden. Immerhin auf einer Bank im Schatten, mit Toilette um die Ecke. Dann endlich, die Chambo ist in Sicht. Diese Fähre ist viel kleiner und neuer wie die Ilala und kann wegen ihrer Laderampe direkt an den Strand fahren. Kaum ist die Rampe unten, geht ein riesiges Gerangel los. Sofort stürzen die wartenden Passagiere hinein, lassen die Ankömmlinge kaum aussteigen. Ein unglaublich buntes Chaos bricht aus – das ist Afrika.
Pünktlich – nur wir waren viel zu früh – legt die Chambo los. Nur noch kleine Wellen zeugen vom Unwetter letzter Nacht, somit steht uns eine ruhige Fahrt bevor. Weniger ruhig geht es auf dem Schiff zu und her. Das Geplapper der Leute ist laut, verstummt aber bald, viele schlafen beim Brummen der Motoren ein. Nun wird Musik aufgedreht, plärrt scheppernd aus den Lautsprechern. Dieses laute Geschehen bringt die Leute wiederum um ihren Schlaf, vergnügtes Gequatsche nimmt seinen Lauf. Mittlerweile sind wir uns auch über die geladene Fracht im Klaren – Fisch! Der Fahrtwind weht uns immer wieder dessen widerlichen Geruch in unsere Nasen. Nach fünf Stunden erreichen wir das Festland und somit unser Ziel – Nkhata Bay, etwas weiter im Norden. Pünktlich los, trotzdem zwei Stunden Verspätung – na ja, die afrikanischen Fahrpläne müssen wir ja nicht verstehen…
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