Teegrünes Hochland – in vollen Zügen
Umringt von Autobussen, gefangen in einem hupenden Gewusel. Die stinkenden Ungetüme pusten uns ihre schwarzen Abgaswolken mitten ins Gesicht. Im winzigen Dreirad fühlen wir uns verletzlich, dem chaotischen Verkehr gnadenlos ausgesetzt. Der Fahrer quetscht sein knatterndes Tuk Tuk beängstigend in kleine Lücken, währenddessen ich angespannt auf der Rückbank sitze. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir dennoch heil den Bahnhof von Kandy, der eine Prise nostalgischen Charme versprüht…
Auf dem Bahnsteig tummeln sich haufenweise Menschen, fast nur Ausländer. Ständig trudeln noch weitere Passagiere ein, schmälern wohl unsere Chancen auf einen Sitzplatz. „Für die kommenden drei Wochen sind die reservierbaren Plätze vergeben“, stellte uns der Schalterangestellte zwei Tage zuvor kurz und bündig vor vollendete Tatsachen. Somit blieb uns lediglich übrig, unmittelbar vor Abfahrt eine Fahrkarte zu kaufen, und uns gedanklich bereits mit einem Stehplatz anzufreunden. Als der volle Zug aus Colombo mit einer halben Stunde Verspätung pfeifend anrauscht, steigt zu unserem Entsetzen kaum jemand aus.
Das Gedränge ist unüberschaubar und letztendlich stehen wir vor den Wagen der zweiten Klasse, die mittlerweile aus allen Nähten platzen. Es passt kein einziger mehr rein und wir befürchten, auf dem noch bevölkerten Perron zurückzubleiben. Schleunig hetzen wir zur dritten Klasse, wo wir es gerade noch schaffen, uns hineinzudrücken. Dank vieler Einheimischer, die mit wenig Gepäck reisen, lassen sich unsere Rucksäcke immerhin oben auf der Gepäckablage verstauen. Derweil sich die Eisenbahn ruckelnd in Bewegung setzt, bieten uns zwei Männer bereitwillig ihre Sitzplätze an. Gerührt lehnen wir vehement ab. Erst nach dreimaliger Aufforderung geben wir uns dankbar geschlagen, insgeheim erleichtert. Doch vor allem auch tief beeindruckt von dem uns entgegengebrachten Wohlwollen.
Heiss wie in einer Sauna. Die Sitzplätze der dritten Klasse sind eng an eng, was kaum Körperwärme entfliehen lässt, und durch die offenen Fenster kühlt nur eine schwache Brise. An den Haltestellen ist ein Kommen und Gehen – leert sich der übervolle Wagon etwas, steigen bestimmt wieder ebenso viele Zeitgenossen zu. Endlich verabschieden sich auch in unserem Sechser-Abteil zwei Fahrgäste und Roland kann sogar ans Fenster rücken. Mittlerweile rattern wir an hügeligen Teeplantagen vorbei – die Berge im Hintergrund halten sich bedeckt. Im Verlaufe der Bummelfahrt ist die Lufttemperatur merklich gesunken, was unserem „Saunagang“ ein erfrischendes Ende setzt.
Vier Stunden in vollem Zuge genossen – buchstäblich. Nanuoya. Unser heutiges Etappenziel. Menschenmassen drängeln auf dem Bahnsteig, das Vorgehen ist alles andere als sittsam. Einheimische werfen ihre Handtaschen durchs Fenster, um sich einen der freiwerdenden Plätze zu sichern. Viele stürmen dreist hinein, längst bevor alle aussteigenden Passagiere von Bord gehen konnten, was wiederum ein heilloses Durcheinander verursacht. Kopfschüttelnd schliesslich die Freiheit erkämpft, erspähen wir am Ausgang ein Schild mit unserem Namen. Für einmal werden wir abgeholt und das Feilschen um den Taxitarif bleibt uns erspart. Auf der Rückbank des offenen Tuk Tuks bläst uns ein frostiger Wind um die Ohren, die umliegende Bergwelt versteckt sich hinter einem Nebelvorhang.
Eine Reise ins Hochland ist ein klimatisches Kontrastprogramm – tropische Gefühle kommen hier keine mehr auf. Tee und Kiefern ersetzen Reis und Palmen, Faserpelz und Wanderschuhe das T-Shirt und die Sandalen. Frierend erreichen wir Nuwara Eliya, auf knapp 1900 Metern gelegen. Hier am Fusse des höchsten Berges haben sich die Briten im 19. Jahrhundert niedergelassen. Auch heute erinnert in der höchstgelegenen Stadt noch einiges an jene vergangenen Zeiten – ein paar ehrwürdige Kolonialbauten, ein Golfplatz und eine Pferderennbahn. Fast könnte man meinen, die Engländer haben auch das Wetter mitgebracht, mutet es oftmals „very british“ an.
Niederschläge fallen das ganze Jahr über und manchmal nähert sich die Quecksilbersäule nachts gefährlich nah dem Gefrierpunkt. Mitunter ein Grund, warum wir eine etwas bessere Unterkunft vorausgebucht haben. Doch auch hinsichtlich des bevorstehenden Nationalfeiertages und nicht zuletzt, weil die Stadt wegen ihren gemässigten Temperaturen allzeit sehr beliebt ist. Viele gut betuchte Sri Lanker entfliehen gerne in die Kühle der Berge… Das Hotel ist erst wenige Monate alt und glänzt noch fast wie neu, mit Wasserkocher und Heizlüfter ausgestattet, um uns notfalls Wärme einzuhauchen. Doch erstmals erwärmt die freundliche Begrüssung unsere Herzen – wie vielerorts in Sri Lanka, trägt man uns auch hier ein Lächeln entgegen.
Heisshungrig tapsen wir spätnachmittags durch den feuchten Nebel, halten Ausschau nach Kalorien. In einem der riesigen Hotels verbirgt sich ein richtiger Fresstempel, zwar fast leer, aber immerhin willig den Kochlöffel zu schwingen. Keine Selbstverständlichkeit, sind die Essenszeiten hierzulande häufig ziemlich unflexibel und ein spätes Mittagessen oder ein frühes Abendessen ist undenkbar. Und wie die indischen Speisen munden – ein scharfes Gaumengedicht. Bald verkriechen wir uns ins weiche Bett und gleiten unter der flauschigen Decke ins Land der Träume…
Als wir am nächsten Morgen misstrauisch den Vorhang zur Seite rücken, bleibt uns die Spucke weg. Stahlblau der Himmel, blinzelt die Sonne verführerisch in unser Schlafgemach. Nuwara Eliya kann auch anders. Die Wanderschuhe montiert, schustern wir frohen Mutes auf eine Anhöhe, vorbei an grün glänzenden Teefeldern. Ehe wir uns versehen, ballen sich erste Wolkenfetzen in der Ferne. Trotzdem offenbart sich vom „Single Tree Hill“ auf 2100 Metern Höhe ein grossartiges Bergpanorama. Die verzettelte Stadt erstreckt sich weit in die Seitentäler hinein. Der Pidurutalagala, der mit 2524 Metern höchste Gipfel Sri Lankas, wirkt mit seiner abgeflachten Spitze ziemlich unscheinbar. Um ihre Zungen zu schonen, tauften die Briten den Hausberg schlicht „Mount Pedro“.
Dass der Reiz von Nuwara Eliya vorwiegend in der herrlichen Umgebung liegt, bestätigt unser anschliessender Streifzug durch das schmucklose Stadtzentrum. Dafür spüren wir auf dem Heimweg wider Erwarten ein einladendes Café mit modernem Interieur auf. Der erste richtige Kaffee-Genuss in Sri Lanka, begleitet von einer süssen Schleckerei. Beflügelt vom Zuckerschub tanken wir auf unserem Balkon noch die letzten Sonnenstrahlen, bevor der Wolkenvorhang für heute endgültig zuzieht. Ade Nuwara Eliya.
Am nächsten Mittag lauern am Bahnhof erneut Horden von Touristen. Viele von einem Führer abgeliefert und lediglich mit Tagesrucksack bewaffnet, legen nur zum Vergnügen eine Etappe mit der Bahn zurück, während sie ansonsten mit einem Chauffeur oder gar in grossen Gruppen durch das Land gondeln. Diesmal trifft der Zug pünktlich ein. Das Einsteigen gestaltet sich erneut schwierig, versperren Fahrgäste mühselig den schmalen Eingang und weichen nur ungern von der Stelle. Heute müssen wir uns mit einem Stehplatz begnügen. In Anbetracht der kurzen Fahrt nicht weiter schlimm, herrsche nicht ständig ein Gedränge. Die einen peilen das Klo an, die anderen wechseln sich beim Sitzen ab und Verkäufer balancieren ihre schweren Körbe an uns vorbei. Der Spassfaktor schmilzt dahin und wir atmen erleichtert auf, als wir eineinhalb Stunden später in unseren Zielbahnhof schnauben.
Haputale liegt an der Südseite des Hochlands auf rund 1500 Metern. Das Dorf zieht sich einem Bergkamm entlang, wo sich zu beiden Seiten wundervolle Talblicke offenbaren. Wie grüne Teppiche überziehen Teeplantagen die Gegend und prägen das hügelige Landschaftsbild. Die meisten Bewohner sind während der Kolonialzeit eingewanderte Tamilen sowie Muslime. Wegen der Hanglage ist das Wetter ziemlich wechselhaft, oft legt sich schon im Verlaufe des Vormittags eine Wolkendecke über den Ort. Unser etwas ausserhalb gelegenes Hotel thront an grandioser Lage und blickt dramatisch in die weite Tiefe. Jetzt am Nachmittag zeigt sich der Ausblick vom Balkon verhangen. Die letzten Sonnenstrahlen gerade erst verabschiedet, überzieht bereits eine Gänsehaut unsere nackten Arme.
Kurz nach sechs quälen wir uns aus den warmen Federn. Das Wetter strahlt – es lohnt sich. Ohne einen Bissen im Magen lassen wir uns von einem Tuk Tuk zum Lipton‘s Seat chauffieren, einem Aussichtspunkt in der Umgebung. Trotz früher Morgenstunde zeigt sich der Fahrer gesprächig. „Where you from, Sir? How is Sri Lanka, Sir?“ Fragen über Fragen, die uns immer wieder gestellt werden, häufig mit förmlicher Anrede. Die gemächliche Fahrt entlang teegrüner Felder ist malerisch – bedrohlich ziehen bereits erste Wolken auf. Doch mit Glück können wir den Weitblick auf 1935 Metern Höhe noch vollends auskosten, gemeinsam mit dem in Stein gemeisselten Herr Lipton, dessen Name auch im 21. Jahrhundert noch ein Synonym für Tee ist.
In der schlichten Imbissbude mit einem Glas Schwarztee und Fladenbrot – sogenanntem Roti – gestärkt, wandern wir in Gemütsruhe talwärts, mitten durch das Grün der Teesträucher. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts angebaut, ist Tee heute das mit Abstand wichtigste Agrarerzeugnis der Insel. Die Qualität des Teeblattes ist abhängig von der Lage der Anpflanzung. In tieferen Gefilden wachsen die Blätter zwar schneller, jedoch ist ihr Aroma wesentlich schwächer. Eine höhere Güteklasse lässt sich auf höhergelegenen Plantagen erzielen und am besten ist das Aroma bei Pflanzungen auf über 1200 Höhenmetern.
Schon von weitem sehen wir das weisse altertümliche Gebäude der Teefabrik von Dambatenne – es trägt weit über hundert Jahre auf dem Buckel. Hier liegt eine der Wiegen des weltberühmten Lipton Tea. Innerhalb weniger Jahre erschuf der Brite Thomas Lipton im damaligen Ceylon ein riesiges Tee-Imperium und sein Name war bald unverwechselbar mit Tee verbunden. In einer kurzen Führung wird uns der Prozess der Herstellung erläutert – vom grünen Teeblatt bis zum schwarzen Pulver. Aber am Schluss wird uns leider nicht einmal ein Tässchen zum Kosten serviert…
Nach vorausgegangener sieben Kilometer langer Wanderung, ist Haputale noch immer ein Dutzend Kilometer entfernt. Wann ein öffentlicher Bus losfährt, ist ungewiss. Zumal das Gefährt überall angehalten werden kann, schustern wir weiter. In den steil abfallenden Teefeldern arbeiten emsig Pflückerinnen. Die tamilischen Frauen ernten die beiden frischesten Blätter samt Blütenspitzen am Ende eines Triebes. An einen Tag schaffen sie es, ungefähr 18 Kilogramm abzuzwicken, und verdienen dabei nur ungefähr fünf Franken. Sobald sie uns erspähen, wittern sie einen Zusatzverdienst. „Foto, Foto!“, rufen die hart schuftenden Frauen, schon fast zu aufdringlich. Es ist verständlich, dass sie sich damit ein paar Rupien erhoffen, schade ist nur, dass sie ziemlich lustlos posieren. Die Zeiten haben sich geändert – bei meinem ersten Sri Lanka-Besuch vor zwölf Jahren lachten die Arbeiterinnen voller natürlicher Freude ausdrucksstark in die Kamera.
Ein Bus gabelt uns auf, was uns gelegen kommt, zumal der Himmel sich verdunkelt und noch immer ein weiter Weg vor uns liegt. Abends erwartet uns im Hotel ein grosses Buffet mit vegetarischen Curry-Köstlichkeiten. Beherzt schlagen wir zu, auch wenn die Atmosphäre im voll belegten Speiseaal keine festliche Laune aufkommen lässt. Anlässlich meines heutigen Geburtstages hätten wir eigentlich lieber in einem netten Lokal in Zweisamkeit schnabuliert. Doch Restaurants sind in Haputale ohnehin dünn gesät und etwas Behagliches zu finden, schier aussichtslos. Demzufolge vertagen wir das harmonische Anstossen…
Der neue Morgen beglückt uns erneut wolkenlos und wir sind wieder früh auf den Beinen. Unmittelbar von der Unterkunft führen Wege ins Grüne, zwar unmarkiert, aber ein praktisches Navi-App unterstützt uns wunderbar bei der Orientation, wie so oft. Auf Schritt und Tritt begleitet uns Panorama und obendrein Ruhe. Kein Verkehrslärm oder Geplapper. Nur das Knirschen des Kieses unter unseren Sohlen, untermalt von munterem Grillenzirpen und sanftem Vogelgezwitscher. Dann ein steiler Abstieg hinab zum Bahngeleise – die friedvolle Rundwanderung beenden wir auf den Schienen. Ein eigenartiges Gefühl. Doch wir sind nicht etwa lebensmüde, nein, Züge verkehren hier nur sporadisch. Zwei Stunden später wieder heimgekehrt, baden wir schon in einer grauen Wolkensuppe.
Mittags versammeln sich auf dem Bahnhof nur wenige Leute und wir schöpfen Hoffnung für die bevorstehende Weiterreise. Vergeblich. Die kurze Zugkomposition ist gut besetzt und kaum einer steigt aus. Eine grosse Gruppe Chinesen nimmt beinahe den gesamten Wagon in Beschlag, die einheimischen Gesichtszüge gehen unter. Betrübt stehen wir uns die Beine in den Bauch, von der vorbeiratternden Hochlandkulisse bekommen wir herzlich wenig mit. Immerhin brilliert die Eisenbahn mit einer verblüffenden Pünktlichkeit. Um halb zwei kommen wir in Ella an – genauso steht es im Fahrplan. Auf einen Schlag leert sich der Zug…
Auf der Beliebtheitsskala der Touristen rangiert Ella ganz weit oben. Mittlerweile 160 Kilometer von unserem Ausgangspunkt Kandy entfernt, ist der kleine Ort in eine reizvolle Berglandschaft auf durchschnittlich 1000 Metern eingebettet. Die Dorfbewohner haben sich bestens auf den bemerkenswerten Besucheransturm eingestellt. An der lauten Hauptstrasse ballen sich zahlreiche Cafés, Bars, Läden und Massagesalons. Das touristische Wirrwarr ist für uns eigentlich zu viel des Guten, auch wenn wir eine gewisse Vielfalt an Restaurants schätzen. Nicht jede Gaststube wartet mit derselben Speisekarte auf und wir können unsere Bäuche zu jeder beliebigen Tageszeit verwöhnen.
Trotz Hochsaison haben wir es wieder einmal gewagt, ohne Zimmerbuchung aufzukreuzen. Denn wirft man einen Blick auf Google Maps, erkennt man eigentlich nur Unterkünfte. Ein Online-Buchungsportal spuckt sage und schreibe 450 Bleiben aus, was uns fast erschlägt. Zwar zwei Drittel ausgebucht, bleiben noch zahlreiche Betten übrig. Es klappt sogar aufs Erste. Auch fühlen wir uns auf Anhieb pudelwohl, was nicht überall der Fall ist – benötigen wir manchmal etwas Eingewöhnungszeit. Unser Schlafgemach ist schlicht, der grosse Pluspunkt ist der riesige Balkon mit verschiedenen Sitzmöglichkeiten, umgeben von Bäumen. Die Englischkenntnisse des Gastgebers sind äusserst bescheiden, dafür trumpft der ältere Mann mit unbeschränkter Herzlichkeit auf. Anhand eines handgezeichneten Ortsplans überflutet er uns regelrecht mit Tipps.
Vimela, die tamilische Angestellte, macht einen schüchternen Eindruck, aber hält jederzeit eine süsse Miene für uns bereit. Auf dem gemütlichen Balkon serviert sie uns zu früher Stunde zaghaft das Morgenessen. Wir wollen rasch los, bevor Wolken und Touristenhorden aufkreuzen – beides gelingt uns nicht ganz. Trotzdem geniessen wir vom „Little Adams Peak“ die prächtige Rundumsicht auf Berge und Täler – der Aufstieg von einer halben Stunde war ein Kinderspiel.
Weiter entlang Teeplantagen, bis sich die berühmte Brücke in unser Blickfeld schiebt. Die Nine-Arch-Bridge, ein beliebtes Fotomotiv. Bis der Fahrplan Zugverkehr ankündet, benetzen wir unsere ausgetrockneten Kehlen mit einem frischen Passionsfruchtsaft am Wegesrand. Unten auf den Geleisen angekommen, rütteln die verlotterten Zugwagen zeitgenau über die hohe Bogenbrücke, tanzen über die Schienen. Kein Wunder, sind die Bahnschienen manchmal von Rost zerfressen, ausgefranst oder lose und die Holzbalken morsch. Über die mangelnd gewarteten Schienenstränge folgen wir dem Zug -eine Stunde später, kurz vor dem Bahnhof von Ella, pfeift uns der nächste hinterher.
Nach der gelungenen Rundwanderung entspannen wir nachmittags in unserem lauschigen Daheim, währenddessen ein heftiges Gewitter niedergeht. Rasch kühlt es ab und alles fühlt sich klamm an, dafür ist der Himmel am nächsten Morgen umso klarer, wie frisch gewaschen. In der brütenden Morgensonne tapsen wir wieder eine Weile über die Zugschienen, bis wir den Pfad erlangen, der sich auf den „Ella Rock“ hoch schlängelt. Der Schweiss perlt und rinnt in feinen Bächlein über das Gesicht, doch die zweistündigen Strapazen zahlen sich aus.
Von der markantesten Erhebung auf 1350 Metern über Meer, belohnt uns eine atemberaubende Aussicht. Nicht nur uns, sondern auch alle anderen – treffen wir auf dieser verhältnismässig anstrengenden Wanderung unerwartet viele Menschen. Rasch ergreifen wir die Flucht und peilen den zweiten, nicht allseits bekannten Lookout an, wo wir fast allein staunen. Zumindest vorerst, bis eine nicht zu überhörende Gruppe eintrifft, uns umzingelt und die Idylle raubt. Ferner zieht eine düstere Wolkenwand auf und droht Regen an, was uns besorgt auf den ohnehin schon glitschigen Abstieg drängt.
Im Verlaufe unserer Bahnreise südöstlich durch das teegrüne Hochland, stellten wir immer wieder fest, dass die Züge in entgegengesetzter Richtung weitaus weniger voll sind. Deshalb gönnen wir uns eine Spritzfahrt und schaukeln ins dreizehn Kilometer entfernte Bandarawela, ein kurzes Stück zurück. Ein Abteil für uns, ein Platz am Fenster und grenzenloser Ausblick – so macht Zugfahren wieder Spass. Eine halbe Stunde später rumpeln wir „schon“ an unser Ziel – am liebsten würden wir hockenbleiben.
Das quirlige Bandarawela bietet nebst lärmendem Strassenverkehr wenig und wir besteigen umgehend den nächsten Bus mit Kurs auf Ella. Auf halber Strecke lassen wir uns beim Dowa-Tempel absetzen. Das buddhistische Heiligtum ist wegen eines in den Stein gehauenen Buddha-Riesen bekannt, der in göttlichem Frieden über dem kleinen Felsentempel wacht. Die mit Wandmalereien verzierte Grotte besticht mit vielen weiteren Buddhas. Die Erleuchteten sind fraglos in der Überzahl, begegnen wir nebst jungen Mönchen nur wenigen Menschenseelen. Den himmlischen Tag fernab des Touristenstroms, geniessen wir „in vollen Zügen“…
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