Türkisblaue Kuppeln über Buchara
Buchara ist eine der ältesten Städte Usbekistans und gehörte zu den wichtigsten Handelszentren der Seidenstrasse. In den gedeckten Basaren, in denen das bunte, geschäftige Treiben der orientalischen Märkte damals pulsierte, wird heute vorwiegend Kunsthandwerk verkauft. Die Altstadt ist aufgrund der vielen engen Gassen so gut wie verkehrsfrei, die historischen Bauwerke aus verschiedenen Epochen liegen fast alle dicht beieinander. Somit lässt sich die angeblich heiligste Stadt Zentralasiens gemütlich zu Fuss entdecken…
Wir liebäugeln mit einem Zimmer in einem der traditionellen Hotels im Kern der Altstadt. Erfolgreich handeln wir mit Komil, dem gut gelaunten Besitzer, einen Rabatt von 30 Prozent aus, damit der Preis für uns erschwinglich ist. Das alte Haus verfügt über mehrere kleine Innenhöfe. Unser grosses Zimmer liegt in einer ruhigen Ecke und besticht mit einer Holzdecke mit fein geschnitzten Balken und farbenfroher Wandbemalung. Der Frühstücksraum ist noch original aus dem 19. Jahrhundert und lässt uns jeden Morgen in vergangene Zeiten eintauchen…
Der Schritt aus dem freundlichen Hotel führt in ein staubiges Strässchen, die Nachbarschaft mutet überhaupt nicht städtisch an. Und doch trennen uns nur wenige Minuten vom quirligen Altstadtleben. Ein beliebter Treffpunkt ist der grosse zentrale Platz Labi Xauz, der von antiken Gebäuden umgeben ist. Am kühlenden Wasserbecken in dessen Mitte haben sich unter grossen Bäumen ein paar einfache Teehäuser angesiedelt. Oh, bekannte Gesichter – wir gesellen uns zu Sandra und Thomas, den beiden Schweizer Motoradfahrern, die erneut per Zufall unseren Weg kreuzen. Wahrscheinlich wird es das letzte Mal sein…
Unser erstes geplantes Besichtigungsprogramm fällt heute leider ins Wasser. Ich hüte mit einer Magen-Darm-Verstimmung und etwas Fieber das Bett – das Nachtessen von gestern Abend lässt übel grüssen. Und Roland ist schon seit mehreren Tagen von Durchfall geplagt, welcher es endlich zu kurieren gilt. Gemäss unserem Reisehandbuch ziehen sich die meisten Reisenden in Usbekistan eine Erkrankung des Verdauungstraktes zu, schuld daran seien oft die mangelnden Hygieneverhältnisse in der Lebensmittelzubereitung… So können wir unser schmuckes Hotelzimmer in vollen Zügen geniessen.
Es ist bewölkt, regnet sogar leicht. Die etwas kühleren Morgentemperaturen sind eine richtige Wohltat, insbesondere nach einem Tag im Bett. Noch etwas geschwächt raffen wir uns zu einem Bummel auf. Durch die schmalen verwinkelten Gassen gelangen wir zu den architektonischen Meisterwerken. Zahlreiche ehemalige Koranschulen, sogenannte Medresen, prägen das Bild der geziegelten Altstadt. Oft beherbergen die kleinen Zellen heute Souvenirshops statt Studenten. Sobald man dem historischen touristischen Zentrum den Rücken kehrt, leidet das saubere Stadtbild, schnell stolpern wir über miefige Müllhaufen.
Die Festung Ark wurde mehrfach zerstört und wieder aufgebaut, diente den Herrschern der Stadt einst als Regierungssitz. Durch das hübsche Portal mit den beiden Ecktürmen erreichen wir den Innenhof mit der Freitagsmoschee und verschiedenen Bauten, die heute alle als in unseren Augen langweilige Museen dienen.
Das Samani Mausoleum ist ein kleines Schmuckstück – als Baumaterial und zur Dekoration dienten einfache, gebrannte Ziegel. Die Gestaltung wirkt jedoch äusserst kunstvoll und weist zahlreiche feine Muster auf. Es sei das älteste muslimische Monument und stammt aus dem 10. Jahrhundert.
Chor Minor, ein Kuppelbau mit vier Minaretten an den Ecken, bildete einstmals den Eingang zu einer Medrese, von der aber heute nichts mehr übrig ist. Die runden Kuppeln der Türme sind mit türkisblau glasierten Kacheln überzogen – das süsse Bauwerk gehört zu den Wahrzeichen Bucharas.
In einem kleinen deutschen Café verwöhnen wir unsere Gaumen mit Schokoladekuchen und einer leckeren Nusstorte, mmmhhh! Auch richtiger Kaffee wird hier serviert, was in Usbekistan eine Rarität ist. Es wird sowieso wenig Kaffee getrunken und wenn, dann Nescafé. Die Nation trinkt Tee – bevorzugt Grüntee, mit einem oft etwas bitteren Geschmack, welcher uns nicht so bekommt. Aber bestellen wir Schwarztee, schmeckt dieser oft nach gar nichts oder bestenfalls wie Abwaschwasser…
In den überkuppelten Basaren herrschen angenehme Temperaturen, während uns draussen die Sonne heftig schmoren lässt. Zahlreiche Verkäufer preisen überall, manchmal aufdringlich, ihre Ware an – Teppiche, Keramik, Stoffe, Taschen, Schmuck und noch vieles mehr. Wäre das Ende unserer Reise absehbar, könnte mich der eine oder andere Händler bestimmt von einem Kauf überzeugen…
Die gewaltige Kuppel der Kalon-Moschee strahlt in leuchtendem Türkis über den Dächern der Stadt. Das runde naturfarbene Minarett ragt knapp 50 Meter in den Himmel und ist schon von weitem sichtbar. Die Moschee aus dem 16. Jahrhundert wird heute noch genutzt und bietet Platz für 10’000 Gläubige. Zur Zeit ist der riesige Innenhof leider eine Baustelle mit viel Staub und Lärm.
Gegenüber der Moschee liegt die Medrese Miri Arab. Die Koranschule ist die heute wichtigste islamische Ausbildungsstätte Usbekistans und darf nur von aussen besichtigt werden. Wir schleichen uns trotzdem durch das geöffnete Holztor und erhaschen einen Blick vom Innenhof. Kurz darauf wirft uns der strenge Wächter raus und wir begnügen uns mit der wunderschönen Fassade, welche mit blau-weissen Mosaiken, Ornamenten, Pflanzenmotiven und Schriftmustern geschmückt ist. Neben dem mächtigen Eingangsportal thronen zwei reich verzierte, türkisfarbene Kuppeln. Ein märchenhaftes Bauwerk – unser Lieblingsbau von Buchara.
Gegend Abend taucht das milde Licht der untergehenden Sonne die fotogene Fassade in warme, golden schimmernde Farbtöne. Jeden Abend kehren wir hierhin zurück, setzen uns auf den grossen Platz zwischen dieser himmlischen Medrese und der Moschee und saugen die friedliche Stimmung in uns auf. Von der Dachterrasse eines nahegelegenen Cafés bietet sich von oben ein hervorragender Blick auf das göttliche Duo, das wir stundenlang bestaunen könnten!
Vier Tage lang hat uns Bucharas liebliche Altstadt in ihren Bann gezogen. Es wird Zeit, weiterzureisen. Wir besteigen den Zug, um ins knapp 300 Kilometer entfernte Samarkand zu gelangen. Die Fahrt gestaltet sich unspektakulär. Das trockene karge Landschaftsbild wechselt sich mit fruchtbaren grünen Felder ab – die Gegend ist zwar besiedelt, doch die Dörfer geben ein tristes Bild ab. Leicht verspätet erreichen wir nach dreieinhalb Stunden unser nächstes Ziel der legendären Seidenstrasse…
Jetzt hat es endlich geklappt, dass auch ich in der Provinz eure Nachrichten bekomme!
Ich habe mal in der Bildergalerie geblättert und bin sehr beeindruckt von den schönen Aufnahmen!
Mein nächster „Programmpunkt“ ist das Lesen der verschiedenen Berichte. Ich bin schon sehr gespannt darauf!
Euch weiterhin eine schöne Zeit und alles Gute!
Lieber Gruss aus dem Bündnerland
Noldi und Familie
Hallo Noldi
Herzlichen Dank für deine Wünsche. Schön, dass nun unser Blog auch im Bündnerland abrufbar ist. Wenn du alles nachlesen möchtest, hast du viel vor. Aber beim eurem schlechten Schweizer Sommerwetter ist es eine gute Beschäftigung. Viel Spass!
Viele Grüsse an die ganze Familie
Roland und Christine